Straight Outta Compton

© Universal Pictures Home Entertainment

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Straight Outta Compton

USA 2015

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 147 Min.

Studio: Legendary Pictures, New Line Cinema

Vertrieb: Universal Pictures Home Entertainment

Filmzine-Review vom 28.01.2016

Compton, Kalifornien, 1986. Vor dem Hintergrund übermäßiger Polizeiwillkür und -gewalt in diesem und etlichen anderen Problembezirken von Los Angeles gründen O’Shea Jackson (aka „Ice Cube“), Andre „Dr. Dre“ Young und Eric „Eazy-E“ Wright zusammen mit MC Ren und DJ Yella die Rap-Compo N.W.A. (Niggaz Wit Attitudes), um ihrer Wut und Frustration Ausdruck zu verleihen. Stilistisch und textlich sollten sie noch viele Bands und Rap-Künstler nach ihnen beeinflussen. Sie gelten als gefährlichste Band der Welt, ihr Album „Straight Outta Compton“ wird von Radiostationen und MTV boykottiert, das FBI schickt Drohbriefe, der Song „Fuck Tha Police“ wird zum öffentlichen Stein des Anstoßes. Finanzielle Streitigkeiten zerreißen die Band jedoch, Ice Cube steigt als Erster aus, und auch Dr. Dre verlässt schließlich zugunsten einer Solokarriere die Band…

Als in den späten 80ern und frühen 90ern die Rap-Welle durch die USA rollte, kam davon in Europa vermutlich weniger an, als es heute der Fall gewesen wäre, wo sich Trends dank Internet schnell grenzübergreifend verbreiten, wo man mal eben einen Blick in die Los Angeles Times werfen kann, Musikclips jederzeit auf Abruf verfügbar sind. Ohne dieses Medium hatten allerdings die meisten wenig Verständnis für die knarrenschwenkenden Baseballcap-Träger mit den dicken Goldketten und den lustigen Künstlernamen. Dabei war Rap weit mehr als die vermeintliche Glorifizierung des Ganster- und Ghettolebens, Rap war eine Reflektion des Alltags und Umfelds der Künstler, er war Ausdruck eines Lebensgefühls – und im besten Fall noch ein politisch und soziokulturell motivierter kritischer Kommentar. Dieses Lebensgefühl vermittelt Straight Outta Compton restlos überzeugend: vom Jugendslang der damaligen Zeit, über die Lowrider (die aufgemotzten Karren, die quasi durch jedes Hip Hop-Video auf MTV hüpften) bis zu den Drogenrazzien und anderen meist gewaltsamen Einsätzen der LAPD. Die Polizeigewalt ist eines der beherrschenden Themen in dem von Ice Cube, Dr. Dre und Eazy-Es Witwe produzierten Rap-Biopic (einem bisher eher unterrepräsentierten Filmgenre). Dres Übergriff auf eine Reporterin, für den er zwei Jahre ins Gefängnis wanderte, wird hingegen galant ausgeklammert. Die Bandentwicklung ähnelt natürlich in ihren Grundzügen der Geschichte vieler Bands: gemeinsam Erfolg haben, sich ums Geld streiten und sich zwecks Solokarrieren trennen. Was Straight Outta Compton ausmacht, ist zum einen der gesellschaftliche Hintergrund, durch den die kontroversen und provokanten Texte begründet sind, und zum anderen die energiegeladene Performance der Hauptakteure. Cube schickt seinen eigenen Sohn vor die Kamera, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und daher die perfekte Besetzung für die Verkörperung seines Vaters ist. Auch Jason Mitchell sieht Eazy-E dermaßen ähnlich, dass es schon fast unheimlich ist. Das unbekannte Schauspieler-Trio (Ren und Yella sind wie im echten Leben auch nur Randfiguren, über die man nichts weiter erfährt) spielte zur Vorbereitung auf die Rollen das komplette „Straight Outta Compton“-Album neu ein, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass es bei den Konzertszenen richtig abgeht und die Zeitreise perfekt wird. Natürlich darf der legendäre Auftritt in Detroit nicht fehlen, bei dem N.W.A trotz vorherigen Verbots den Song „Fuck Tha Police“ spielen und das Konzert aufgrund der daraufhin einsetzenden Tumulte abgebrochen werden muss. Neben dem von Drogen, Gewalt, Armut und Polizeieinsätzen geprägten Alltag fließen auch einschneidende politische Ereignisse mit ein, und so kocht einem angesichts des Rodney-King-Videos noch einmal selbst kurz die Galle hoch. Amerika, bei aller Liebe: du hast nichts, aber auch gar nichts dazugelernt.

Dringend gewarnt werden muss (nein, nicht vor explicit lyrics) vor der deutschen Synchro, die bei schwarzem Ganster-Jugendsprech zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist („Der Scheiß war dope, Mann!“). In etlichen Extras kommen dann auch die Seniors zum Zug und erzählen von den Anfängen und dem Werdegang der Band.

Ninas Filmwertung

You are about to witness the strength of street knowledge: Mitreißendes Biopic über die Pioniere des Gangsta Rap.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Universal Pictures Home Entertainment kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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