Pearl Harbor
USA 2001
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 176 Min.
Studio: Touchstone Pictures
Vertrieb: Touchstone Home Video
Filmzine-Review vom 07.12.2001
Die Kampfpiloten Rafe McCawley (Ben Affleck) und Danny Walker (Josh Hartnett) sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Die Wege der beiden werden getrennt als Rafe sich für einen Einsatz in England meldet und Danny nach Pearl Harbor versetzt wird. Am Vorabend seiner Abreise verliebt sich Rafe unsterblich in die Krankenschwester Evelyn Johnson (Kate Beckinsale)…
Der 7. Dezember 1941 zählt zu den dunkelsten Stunden der US-Geschichte: erstmalig wurde die Weltmacht im eigenen Land angegriffen und tief gedemütigt. Während der japanischen Bombardierung von Pearl Harbor fanden über 3000 Amerikaner den Tod, ein Großteil der
Pazifik-Flotte der US Navy wurde komplett zerstört. Fast 60 Jahre danach wagte sich das Actiongespann Jerry Bruckheimer/Michael Bay (The Rock) an eine filmische Aufarbeitung der dramatischen Ereignisse. Mit den nötigen finanziellen Ressourcen (man munkelt von 155 Millionen Dollar Produktionskosten) sollte ein Kriegsepos von nie gesehener Größe und Perfektion entstehen. Nun, finanziell gesehen gehört Pearl Harbor weltweit zu den Abräumern des Jahres, doch als Filmkunstwerk ist das Werk eindeutig gescheitert. Hauptkritikpunkt ist die unglaublich einfallslose und dröge Liebesschmonzette, die den eigentlichen Angriff umspannt. Das Balzen der beiden Bilderbuch-Piloten um die holde Krankenschwester erreicht kaum das Niveau von Groschenromanen und gipfelt in unerträglichen Dialogen wie z.B. „Ich schenke Danny mein Herz, aber ich werde nie einen Sonnenaufgang sehen können ohne an dich zu denken“. Nach über 80 Minuten ist man als Zuschauer geradezu dankbar für die Attacke. Diese ist zugegebenermaßen tricktechnisch sehr brillant gefilmt. Ob Bomben, die sich durch mehrere Decks eines Zerstörers bohren oder tödliche Torpedos, die in den Schiffsbäuchen einschlagen, die Effekt-Magier von ILM haben sich einmal mehr übertroffen. Bei aller Perfektion hat der Angriff im Gegensatz zur ersten Viertelstunde von Der Soldat James Ryan aber kaum emotionale Wirkung. Normalerweise sollte die Attacke für einen Faustschlag in der Magengrube sorgen, stattdessen fragt man sich lediglich, wie die Macher die enormen Explosionen koordiniert haben. Um den Film für ein möglichst großes Publikum zugänglich zu machen, wird auf allzu große Grausamkeiten weitesgehendst verzichtet, ob das für einen Kriegsfilm der richtige Weg ist, darf bezweifelt werden. Das größte Ärgernis ist aber wohl der fehlende historische Zusammenhang des Films. Trotz der Lauflänge von über 3 Stunden erfährt man bemerkenswert wenig über den historischen Kontext. Und wie es sich für eine typische Bruckheimer-Produktion gehört, gibt es für das Publikum ungeniert jede Menge patriotisches Sentiment, der Film endet folgerichtig auch nicht mit der Niederlage von Pearl Harbor, sondern mit einer heldenhaften Militäraktion seitens der Amerikaner.
Technisch gesehen ist die DVD erwartungsgemäß über jeden Zweifel erhaben. Das Bild ist bestechend scharf und glänzt mit hervorragender Farbwirkung. Die 5.1 Tonspur ist insbesondere während der Angriffs-Sequenz äußerst intensiv und sorgt für beeindruckende Beschallung. Ob nun unbedingt eine Doppel-DVD nötig sein musste, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Die Bonus-DVD enthält lediglich ein annehmbares Making Of, ein Musikvideo und einen Kurzbeitrag über die japanische Perspektive der Thematik. Diese wird allerdings in gerade mal 2 Minuten abgefrühstückt.
Marcs Filmwertung
3stündiges Bombastdrama mit viel Leerlauf und wenig Wirkung.
- Anna - 2. Dezember 2019
- Diego Maradona - 28. November 2019
- Red Heat - 25. November 2019
- Arctic - 24. November 2019
Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Alec Baldwin, Ben Affleck, Dan Aykroyd, Jon Voight, Josh Hartnett, Kate Beckinsale, Tom Sizemore
Musik: Hans Zimmer
Produzent(en): Jerry Bruckheimer, Michael Bay