© Universal Pictures Germany
Vertigo – Aus dem Reich der Toten
Vertigo
USA 1958
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 128 Min.
Studio: Paramount Pictures
Vertrieb: Universal Pictures Germany
Filmzine-Review vom 14.09.2013
Scottie Ferguson (James Stewart) quittiert freiwillig den Polizeidienst, nachdem ihm zum wiederholten Mal seine Höhenangst bei einem Einsatz im Wege stand. Ein alter Bekannter heuert ihn als Privatdetektiv an: Scottie soll seine Frau Madeleine (Kim Novak) beschatten, die vom Geist ihrer Urgroßmutter besessen und suizidgefährdet zu sein scheint. Scottie verliebt sich in die mysteriöse Blondine, und damit nimmt ein verhängnisvolles Schicksal seinen Lauf…
Wenn man es mit einem Kaliber wie Alfred Hitchcock zu tun hat, fällt es einem vor lauter Respekt und Ehrfurcht oft umso schwerer, die Großartigkeit, das Meisterhafte seiner Filme in Worte zu fassen. Was an Vertigo besonders auffällt, ist neben der komplex verstrickten Story, die die Franzosen Boileau und Narcejac für Hitch konzipierten, eine überwältigende und bis ins Detail ausgefeilte Bildsprache. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung von Wahrnehmungen: von Schwindel, von Träumen, von Angst, von Verzweiflung. In einem voll besetzten Restaurant gelingt es dem Regisseur durch geschickten Bildschnitt und Farbgebung, den Blick sofort auf die Person zu lenken, die von Interesse ist. Eine psychedelische Traumsequenz und die berühmten Schwindelszenen, bei denen die Kamera gleichzeitig zoomt und rückwärts fährt, sind nur zwei der visuellen Kapriolen, die sich Hitchcock hier einfallen lässt. Über James Stewart – in jeder seiner Rollen eine Offenbarung – muss man keine großen Worte mehr verlieren. Kim Novak, nur Hitchcocks zweite Wahl, die daraufhin auch gleich von der Presse verschrien wurde, macht in Wirklichkeit alles richtig, verkörpert gleichzeitig Unnahbarkeit und Sehnsucht, und spielt die (Doppel-)Rolle ihres Lebens. Der eindringliche Score von Haus- und Hofkomponist Bernard Herrmann tut sein Übriges und ist locker eine der besten, wenn nicht sogar die beste Filmmusik aller Zeiten. Voller Schwermut unterstreicht sie den obsessiven Charakter des Films. Dass weder Herrmann, noch Hitch, Stewart, Novak oder womöglich Vertigo selbst mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurden, ist aus heutiger Sicht empörend, kann jedoch wohl als Beweis dafür gewertet werden, dass der Master of Suspense seiner Zeit einfach meilenweit voraus war.
Bereits seit Ende 2012 ist die Hitchock Collection mit 14 Filmen als hochwertige Blu-ray-Sammlerbox erhältlich. Nun wurde Vertigo auch als Einzeldisc ausgekoppelt, so dass sich wirklich jeder auch nur halbwegs ernsthafte Filmliebhaber diese Perle ins Regal stellen kann und sollte. Als wäre er gestern gedreht, leuchten die Farben in angenehm warmer Intensität, sauber klingen Dialoge und Musikspur, Beanstandungen gibt es nicht im Geringsten. Hinzu kommen ausführliche und überaus hochwertige Extras, so steuert beispielsweise French Connection– und Exorzist-Regisseur Wiliam Friedkin einen fachmännischen Audiokommentar bei, eine ganze Stunde ist den Fädenziehern im Hintergrund (Kostümbildnerin Edith Head, Alfreds Frau Alma, Lieblingskomponist Herrmann und Designer Saul Bass) gewidmet. Die bereits von der DVD bekannte Kurzdoku zum Film von 1997, bei dem etliche Beteiligte und andere Filmschaffende zu Wort kommen, Ausschnitte aus François Truffauts Interview mit Hitchcock sowie eine schier unerschöpfliche Bildergalerie ermöglichen ein stundenlanges Eintauchen in die Materie.
Ninas Filmwertung
Rätselhaft, vielschichtig, faszinierend – Hitchcocks Meisterwerk auf fulminanter Blu-ray.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Barbara Bel Geddes, James Stewart, Kim Novak, Tom Helmore
Musik: Bernard Herrmann
Produzent(en): Alfred Hitchcock
