A Single Man
USA 2009
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 96 Min.
Studio: Depth of Field
Vertrieb: Senator Home Entertainment | Universum Film
Filmzine-Review vom 01.09.2010
Ein Novembertag in Kalifornien, 1962. George (Colin Firth) hat den Unfalltod seines Lebensgefährten Jim vor acht Monaten immer noch nicht verwunden. Mechanisch und gleichgültig absolviert der penible College-Professor seine Alltagsroutinen, doch heute soll endgültig Schluss sein. Mit der Pistole im Aktenkoffer verlässt er das Haus, um seinen letzten Tag hinter sich zu bringen. Doch an diesem Freitag nimmt er seine Umgebung und seine Mitmenschen ganz anders wahr als bisher…
Tom Ford, seines Zeichens Modedesigner, hat sich für sein erstes Regiewerk keinen leichten Stoff ausgesucht. Christopher Isherwoods semiautobiografischer Roman A Single Man – in den 60ern wegen seiner Thematik ein kleiner Skandal – setzt auf leise Töne und eher unterschwellige Dramatik. Colin Firth meistert diese Herausforderung beispiellos, seine Mimik, sein Gesichtsausdruck, seine Augen sprechen Bände. Visuell unterstützt werden Georges schwankende Gemütszustände durch Fords bewussten Einsatz entsättigter Farben für die unaufgeregten Alltagsgeschehnisse einerseits, und andererseits intensiver Farben für die Situationen, in denen er emotional reagiert, sei es auf Erinnerungen oder gegenwärtige Begegnungen. Diese exzessiv betriebene Nachkolorierung ist zwar, sobald man einmal darauf achtet, nicht gerade subtil, aber dennoch ziemlich effektiv. Überhaupt kommt der ganze Film ungemein stylish daher, eine Schwarz-Weiß-Rückblende könnte glatt eine Calvin Klein-Reklame sein, einer von Fords Lieblingsmodels übernimmt eine kleine Nebenrolle — und Julianne Moore als gealterte beste Freundin und ehemalige Geliebte in der Midlife-Crisis ist von der pinken Zigarette bis in die hochtoupierten Haarspitzen eine wahre Stilikone. Vielleicht übertreibt es Ford hier und da mit seinem Perfektionismus, doch ein ästhetischer Augenschmaus ist A Single Man allemal. Nicht zuletzt sei noch der gleichermaßen wunderschöne wie traurige Score hervorzuheben, der viel mehr als bloße Szenenuntermalung ist.
Tom Ford steuert einen hochinteressanten und informativen Audiokommentar bei, der sich angenehmerweise auch als Untertitel zuschalten lässt. Hier verrät er, wie viel von sich selbst er in diesen Film eingebracht hat, und wie er die Schlüsselszenen des Films beurteilt. Auch das Making of eröffnet interessante Einblicke.
Ninas Filmwertung
Tom Fords Regiedebüt ist ein stilsicheres, melancholisches Drama, das mit Colin Firth einen erstklassigen Hauptdarsteller gefunden hat.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Colin Firth, Ginnifer Goodwin, Julianne Moore, Lee Pace, Matthew Goode, Nicholas Hoult
Musik: Abel Korzeniowski
Produzent(en): Andrew Miano, Robert Salerno, Chris Weitz, Tom Ford