Girl

© Universum Film GmbH

Girl

Belgien 2018

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 105 Min.

Vertrieb: Universum Film GmbH

Filmzine-Review vom 23.02.2019

Lara besteht die Aufnahmeprüfung an einer renommierten belgischen Ballettschule und kommt damit ihrem Traumberuf der Profi-Ballerina ein gutes Stück näher. Sie ist im Körper eines Jungen geboren und darf nach ihrem 16. Geburtstag endlich mit der Hormonbehandlung anfangen. Ihr Vater unterstützt sie vorbehaltlos, doch sie zieht sich immer mehr zurück, lässt ihn nicht mehr an sich heran. Es fällt ihm schwer mit ansehen zu müssen, wie sich seine Tochter körperlich für den Tanz ruiniert und offenbar innere Konflikte austrägt, bei denen sie sich nicht helfen lassen will…

Die Realisierung von Lukas Dhonts Spielfilmdebüt Girl stand lange auf der Kippe. Man fand bei den offenen Castings (m/w/d) einfach nicht die oder den richtigen Protagonisten, denn „Lara“ sollte nicht nur schauspielern, sondern auch tanzen können. Der 16-jährige Victor Polster überzeugte die Crew dann in allen Belangen. Girl ist ein sehr körperlicher Film geworden, ständig sieht man die zu Brei zertanzten Zehen, die zurückgeklebten Geschlechtsteile, Lara mit freiem Oberkörper – oft fängt die Kamera dies durch Spiegelbilder ein, denn Spiegel spielen in Laras Alltag eine große Rolle. Sie sind im Ballettsaal allgegenwärtig und auch zu Hause inspiziert sich die Jugendliche regelmäßig kritisch. Diese Körperlichkeit wurde dem Film von einigen Stimmen als Voyeurismus angekreidet, doch es ist vollkommen nachvollziehbar, dass ihr Äußeres für Lara von ganz elementarer Bedeutung ist. Sie will dazugehören, will nicht mehr der Exot sein – stattdessen soll sie bei einer Geburtstagsparty mit Sleepover den anderen Mädchen ihren Penis zeigen, und in der neuen Schulklasse wird darüber abgestimmt, ob sie mit in die Mächenumkleide darf – während der Abstimmung soll sie die Augen schließen. Sie fühlt sich als Mädchen und will endlich auch so aussehen, doch da sie durch den Stress in der Ballettschule enorm abgenommen hat, steht sie ihrer Operation selbst im Weg. Auch mit der Hormontherapie geht es ihr nicht schnell genug. Die Ambivalenz ist allgegenwärtig und ihr Gemütszustand auch für den Zuschauer deutlich erkennbar: in einigen Szenen sieht sie aus wie ein Mädchen, in anderen wie ein Junge. Ihre Ungeduld führt letztlich zu einer unvergesslichen Schlussszene, mit der der Zuschauer dann irgendwie alleine klar kommen muss.

Blu-ray Extras:

    • Trailer zu 3 weiteren Titeln

 

Ninas Filmwertung

Intensiv gespieltes belgisches Transgender-Ballett-Drama über die innere Zerrissenheit eines Teenagers.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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