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Heldin

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Heldin

Deutschland/Schweiz 2025

FSK: ab 6 Jahren

Länge: ca. 91 Min.

Vertrieb: LEONINE / Plaion Pictures

VÖ-Datum: 25.07.2025

Filmzine-Review vom 22.07.2025

In einem Schweizer Krankenhaus beginnt Pflegekraft Floria (Leonie Benesch) ihre Spätschicht. Wie immer wird es ein Jonglage-Akt zwischen Stress und Empathie, Zeitmangel und Geduld, Überlastung und Improvisation…

Der bei allem Respekt etwas pathetisch betitelte Film Heldin basiert auf dem autobiografischen Sachbuch „Unser Beruf ist nicht das Problem: Es sind die Umstände“ von Madeline Calvelage. Die semidokumentarische Verfilmung gerät aber nicht nur deshalb so realistisch, sondern auch weil Regisseurin Petra Volpe penibel recherchiert hat und ihr ganzes Herzblut in dieses Projekt schüttet, das Menschen in Pflegeberufen sichtbar machen soll. Wir alle erinnern uns noch an die unseligen Klatschaktionen in der Pandemie, die eigentlich mehr den Klatschenden selbst galten, die währenddessen dachten „Zum Glück muss ich das nicht machen“. Mit ihrer Hommage an Menschen in Sozial- und Gesundheitsberufen setzt Volpe nun ein dickes Ausrufezeichen hinter die Missstände, die (nicht nur) im deutschsprachigen Raum zum Berufsalltag gehören.

Florias Schichtauftrag lautet eigentlich: zwei Runden durch die Station und fertig. In der Realität kommt sie aber zu nichts, weil sie permanent unterbrochen wird und tausend Sachen gleichzeitig im Kopf haben und priorisieren muss. Patienten kommen zu spät zum OP-Termin, halten sich nicht an Anweisungen, hier muss eine neue Patientin aufgenommen werden, deren Darmverschluss sich dann noch vor dem Verfrachten ins Bett sintflutartig löst, da verwechselt ein Privatpatient die Station mit einem 5-Sterne-Hotel und betätigt für eine Tasse Tee den Notknopf, mal fehlt etwas im Materialwagen, dann hat die andere Schwester den Schlüssel zum Medikamentenschrank, hat aber vergessen, ihr Anwesenheitslicht anzuknipsen und ist deshalb nicht auffindbar, derweil wartet aber ein Patient dringend auf Schmerzmittel. Zwischendurch klingelt ständig das Telefon – meist weil Floria zwischendurch Patienten in ihren schweren Betten zu den OPs durchs ganze Krankenhaus kutschieren muss, weil eine Kollegin fehlt und im OP-Bereich auch niemand verfügbar ist. Eine entlassene Patientin ruft an, die ihre Brille vermisst, Herr Schneider will wissen, wann die Ärztin denn endlich die Untersuchungsergebnisse mit ihm bespricht, die nächste Patientin pocht auf eine pünktliche Antibiose, drei Brüder haben drängende Fragen zum Zustand ihrer todkranken Mutter und eigentlich hätte Floria auch mal Hunger, aber an eine Pause ist kaum zu denken. Der enorme Druck überträgt sich auch auf den Zuschauer, man steht selbst die ganze Zeit unter Strom und ist richtig erleichtert, wenn die Spätschicht irgendwann endlich beendet ist.

In den Texttafeln vor dem Abspann erfahren wir, dass über ein Drittel der Pflegekräfte nach 4 Jahren das Handtuch schmeißt. Ein Werbefilm für die Pflege ist Heldin nicht gerade, aber vielleicht zeigen sich alle, die ihn gesehen haben, beim nächsten Krankenhausbesuch oder (klopf auf Holz) -aufenthalt etwas verständnisvoller und kooperativer.

 

Blu-ray Extras:

    • Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte
    • Interview mit Regisseurin Petra Volpe (8 min)
    • Interview mit Pflegeexpertin/Coach Nadja Habicht (4 min)
    • Original Trailer
    • Berlinale Trailer
    • Trailer zu 2 weiteren Titeln
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Ungeschönte, semidokumentarische Sicht auf den Pflegealltag, die die Probleme sichtbar macht und vielleicht nicht für den Beruf, dafür aber für bessere Arbeitsbedingungen und etwas mehr Verständnis wirbt.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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