© Magnolia

Karakter

Niederlande | Belgien 1997

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 119 Min.

Studio: Almerica Film

Vertrieb: Magnolia

Filmzine-Review vom 29.09.2005

Der gefürchtete Gerichtsvollzieher Dreverhaven (Jan Declair) wird im Rotterdam der 30er Jahre erstochen in seinem Büro aufgefunden. Sein unehelicher Sohn (Fedja van Huêt) wird des Mordes verdächtigt und erzählt der Polizei beim Verhör die Geschichte seiner Kindheit und der Beziehung zu seinem Vater…

Der 1998 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnete Karakter basiert auf dem in den Niederlanden sehr erfolgreichen gleichnamigen Roman von Ferdinand Bordewijk aus dem Jahr 1938. Mike van Diem gelingt die Umsetzung der Charakterstudie der Vater-Sohn- sowie auch der Mutter-Sohn-Beziehung in seiner Verfilmung ausgezeichnet. Der teilweise in der Hamburger Speicherstadt gedrehte Milieufilm zeichnet in Rückblenden ein Psychogramm einer von Ehrgeiz, Stolz und Hass geprägten Familie. Dabei tragen die Figuren schon fast kafkaeske Züge: Sohn Jan Willem strebt sein Leben lang nur nach Anerkennung – in der Hoffnung, von der Gesellschaft, von seinen Kollegen und letztendlich auch von seinem Vater akzeptiert zu werden. Dreverhaven kennt währenddessen keine Skrupel, seinem eigen Fleisch und Blut Gerichtsverfahren anzuhängen und Schuldeneintreiber auf den Hals zu hetzen und ihm bei seinen Karrierebemühungen ständig Steine in den Weg zu legen. In einer Schlüsselszene wird jedoch deutlich, dass dies Dreverhavens eigenwillige Art ist, seinen Sohn zu fördern und auf den Ernst des Lebens vorzubereiten. Die Starrhalsigkeit beider Charaktere jedoch verhindert jegliche Form des adäquaten Umgangs miteinander.

Das Bild ist vor allem in dunklen Sequenzen etwas unruhig, die Dialoge beider Tonspuren sind klar verständlich, auch einige Surround-Effekte wurden gekonnt eingestreut. Extras gibt es – bis auf zwei Trailer zum Film – leider keine.

Ninas Filmwertung

Niederländischer Oscar-Erfolgsfilm über eine Familie, die keine ist.

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Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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