Muse – Hullabaloo (2 DVDs)
EU 2002
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 130 Min.
Vertrieb: Motor
Filmzine-Review vom 21.08.2002
Es waren einmal im grauen Südengland zu einer Zeit, in der sich der Rest des Landes in Blur- und Oasis-Sympathisanten spaltete, drei Jungs, die mit Britpop nichts rechtes anzufangen wussten, sich ganz furchtbar langweilten, aber glücklicherweise ein paar Instrumente spielen konnten. Das ist nun schon einige Jahre her und inzwischen sind Muse zu einem festen Bestandteil der Alternative-Szene avanciert. Als Vorbilder dienten ihnen Bands wie Radiohead und The Smashing Pumpkins, aber Muse haben mittlerweile ihren ganz eigenen, wunderschön melodiösen und gefühlvollen Stil gefunden.
Seit Juli dieses Jahres ist nun ihre Doppel-DVD Hullabaloo erhältlich, die optisch sehr ansprechend in einem hübschen Digipack verstaut wurde. Und der Inhalt kann durchaus halten, was die Verpackung verspricht. Auf DVD 1 (auch wenn DVD 2 draufsteht, und umgekehrt) findet man einen Zusammenschnitt der beiden Konzerte im Pariser „Le Zénith“ vom 28./29. Oktober 2001. Während sich die Konzerte hierzulande in Größenordungen von 2000 – 3000 Zuschauern abspielen, ist es interessant zu sehen, dass Muse in Frankreich problemlos eine 6000er Halle mit begeisterten Fans füllen können – und das gleich an zwei Abenden hintereinander. Man bekommt einen 90-minütigen, offensichtlich penibel durchgeplanten Auftritt zu sehen, der erkennen lässt, dass Muse ähnlich wie Placebo den Anspruch zu haben scheinen, die perfekte Show abliefern zu müssen. Doch jeder Schritt in Richtung übertriebene Professionalität geht leider ein wenig auf Kosten der Sympathie der Band. Außer einem mickrigen „Mercy bowcoo“ wird mit dem Publikum nicht großartig kommuniziert und ein Song reiht sich an den nächsten. Etliche Titel werden zwar in wirklich guten Live-Variationen gespielt, doch das Ganze wirkt einfach wenig greifbar. Dabei ist Matthew Bellamy ein absolut bemerkenswerter Virtuose am Flügel, an der Gitarre und natürlich am Mikro. Seine Finger fliegen nur so über die Tasten, er entpuppt sich auf der Bühne als wahres Energiebündel und kann wahrscheinlich noch beim dreifachen Salto rückwärts die Akkorde sicher greifen, seine Stimme ist auch live sehr ausdrucksstark und die Fähigkeit, seinen kräftigen Gesang plötzlich in tragisches Winseln zu verwandeln, ist wohl unverwechselbar. Kurz, man bekommt als Fan einiges zu sehen und zu hören, wer das perfekte Konzert will, der kriegt es – und am besten ignoriert man einfach, dass Mr. Bellamy sich manchmal vielleicht doch einen Tick zu cool vorkommt. …Ob es allerdings wirklich so cool ist, nach jedem Auftritt mit der Gitarre so lange auf einen Verstärker einzukloppen, bis beide einsatzunfähig sind, bleibt fraglich.
Technisch hat die DVD einiges zu bieten: man kann zwischen DTS 5.1 Surround, Dolby Digital 5.1 Surround und Dolby Digital Stereo wählen, außerdem wurde das Konzert aus zwei Kameraperspektiven gefilmt, zwischen denen man bei einigen Titeln selbst hin- und herwechseln kann. Dank auffallend klarem Bild und Ton kann also richtige Live-Atmosphäre aufkommen.
Auf DVD 2 (also die, wo DVD 1 draufsteht) befindet sich eine ca. 40-minütige Dokumentation mit Aufnahmen der Band on Tour, Backstage, beim Foto-Shooting etc. etc. Das Ganze ist mit den B-Seiten der Hullabaloo-CD unterlegt und weitgehend unkommentiert, daher wirkt diese Zusammenstellung irgendwie etwas unkoordiniert. Des Weiteren findet man eine Fotogalerie mit Front Covern verschiedener Zeitschriften und eine Diskographie, bei der man die einzelnen Titel der Alben „Showbiz“, „Origin of Symmetry“ und „Hullabaloo“ einzeln anspielen kann – allerdings nur ausschnittsweise. Der Ton liegt hier lediglich in Dolby Digital Stereo vor und bei den wackligen Video-Aufnahmen bleibt erwartungsgemäß die Bildqualität auf der Strecke, was aber bei derartigen Dokumentationen nicht weiter tragisch ist.
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