Rosenstolz – Live aus Berlin
D 2003
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 170 Min.
Vertrieb: Polydor
Filmzine-Review vom 29.07.2003
AnNa R. und Peter Plate sind seit inzwischen 11 Jahren als Rosenstolz unterwegs. Lange Zeit galt das Berliner Duo als Geheimtipp, in den letzten Jahren haben sie es aber immer wieder auch in die Top Ten und – zum Ärger vieler Fans der ersten Stunde – sogar in Plastik-Charts-Sendungen wie Top of the Pops geschafft. Dabei sind Rosenstolz auch heute noch alles andere als Mainstream. Das zeigt sich schon daran, dass es äußerst schwer fällt, ihre Musik in eine bestimmte Schublade zu stecken. Die Schlagerecke wurde immer wieder gern bemüht (nicht zuletzt wohl auch wegen des 2. Platzes nach Guildo Horn beim deutschen Vorentscheid zum Grand Prix 1998), die Gemeinsamkeiten hören aber nach dem Einsatz der deutschen Sprache schon auf. Im Repertoire von Rosenstolz findet sich dann auch einfach alles: von traurigen Balladen über poppige Gute-Laune-Lieder bis hin zu punk-gefärbten Fetenknallern.
Ihr treues Stammpublikum haben sich Rosenstolz über die Jahre durch ihre von einer einmaligen Atmosphäre getragenen Konzerte erspielt, und so ist es auch kein Wunder, dass das Duo sein DVD-Debüt mit einer Live-Scheibe gibt. Denn Rosenstolz-Konzerte sind die perfekte Symbiose von einer Band, die alles gibt, und einem Publikum, das jede Anstrengung doppelt zurückgibt. Vom ersten Song an singt der gesamte Saal jede Zeile mit, die alten Klassiker werden nicht routiniert abgespult, sondern von Publikum und Band gleichermaßen liebevoll zelebriert. Dazu gehört auch, dass sich kaum ein Song zweimal gleich anhört. Für die aktuelle Tour wurde jeder einzelne Titel neu arrangiert, und so kann es passieren, dass eine Akustik-Ballade sich plötzlich als Rock-Nummer präsentiert. Höhepunkt dieses konstanten Neu-Erfindens ist der Debüt-Album-Klassiker „Schlampenfieber“, der bereits als Karibik-, Country- und Punk-Song seinen Weg in die deutschen Konzerthallen gefunden hat – diesmal gibt’s ihn im NDW-Gewand zu hören. Daneben kommen alle Ebenen und alle Epochen der Rosenstolz-Discographie zu ihrem Recht: von 1992er Balladen („Ich geh‘ auf Glas“) bis zu 2002er Popsongs („Komm doch mit“), vom Szene-Klassiker „Die Zigarette danach“ bis zum Fast-Grand Prix-Titel „Herzensschöner“, vom Fetenabräumer „Nur einmal noch“ bis zum deutlichen politischen Statement in „Laut“. Unterstützt von ihrer siebenköpfigen Konzertband bringen Rosenstolz über 24 Songs hinweg eine musikalisch mitreißende Performance auf die Bühne. Und auch optisch kann die Show überzeugen, auch wenn Songschreiber und Keyboarder Peter Plate sicher nicht zu den begnadetsten Tänzern diesseits des Atlantik zählt…
Die technischen Werte der DVD lassen ebenfalls keinen Grund zur Beanstandung. Das klare Bild bleibt auch in den dunkleren Passagen rauschfrei und ohne Artefakte. Im 5.1-Sound finden die ausgefeilten Arrangements genauso gut ihren Weg über die Boxen wie die außergewöhnliche Stimme von Frontfrau AnNa R., und auch die Saal-Atmosphäre wird – soweit dies außerhalb eines echten Konzerts eben möglich ist – gut transportiert: die hinteren Lautsprecher haben mit der Publikumskulisse durchaus gut zu tun. Der zweistündige Konzertmitschnitt (der übrigens aus zwei aufeinanderfolgenden Abenden in der Berliner Columbiahalle zusammengeschnitten ist) wird ergänzt durch zahlreiche Extras. Dabei werfen mehrere Making Ofs und Dokus einen interessanten Blick hinter die Kulissen, musikalische Kurzfilme zu „Laut“ und „Tag in Berlin“, ein Multi-Angle-Track sowie Videoclips runden die vielseitige Ausstattung ab.
Katjas Filmwertung
Von Herzschmerz bis Punkrock: Rosenstolz live. Perfekter Lückenfüller und Appetitmacher für die nächste Tour.
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