
© Studiocanal
Eraserhead (4K UHD & Blu-ray)
USA 1977
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 89 Min.
Vertrieb: Studiocanal/Arthaus
VÖ-Datum: bereits erhältlich
Filmzine-Review vom 16.06.2025
Henry (Jack Nance) arbeitet in einer Industriestadt, deren gewaltige Maschinen Tag und Nacht laufen, und wohnt in einem tristen Mietshaus. Als er von seiner Freundin Mary X (Charlotte Stewart) zum Essen bei ihren Eltern eingeladen wird, erfährt er, dass Mary ein Baby zu früh zur Welt gebracht hat und er sie nun doch schnell heiraten sollte. Mary zieht in Henrys Einzimmerapartment, kann aber schon bald das nächtliche Geschrei des Babys – ein kalbsähnlicher, ständig quäkender Mutantenfötus – nicht mehr ertragen und flieht wieder zu den Eltern. Als das Kind krank wird, versucht Henrys es zu pflegen, aber seine Mühe ist umsonst…
Der im Januar viel zu früh verstorbene Filmemacher David Lynch setzte schon zu Anfang seiner Karriere mit Eraserhead ein erstes Ausrufezeichen, denn innerhalb des Midnight Movie-Genres erlangte der Titel recht schnell absoluten Kultstatus. Ursprünglich war das Projekt Teil einer Studienplatzbewerbung beim renommierten American Film Institute (AFI) in Los Angeles. Die Dreharbeiten begannen im Jahr 1972 mit einem Mini-Budget von 10.000 Dollar und sollten ursprünglich nur 6 Wochen dauern. Tatsächlich aber wurde Eraserhead erst 5 Jahre später in mühevoller Kleinarbeit fertiggestellt – die Uraufführung fand am 19. März 1977 statt. Lynch musste während dieser Zeit u. a. Ersatz für seinen verstorbenen Kameramann Herbert Cardwell finden, sich Geld in seinem Freundeskreis leihen und die Dreharbeiten, auch aufgrund der Scheidung von seiner ersten Frau Peggy, mehrfach ruhen lassen. Die Tatsache, dass er sich trotz aller Widerstände nicht hetzen ließ und bei der Durchsetzung seiner morbiden Ideen keine Kompromisse einging, sollte sich bezahlt machen. Als Tausendsassa war Lynch in allen technischen Bereichen involviert, das gilt sowohl für das stilprägende Sounddesign mit einem permanenten industriellen Wummern und Zischen der Fabriken und natürlich für das beeindruckende Design des mutierten Fötus, das H.R. Giger zu seinem Alienmonster inspiriert haben soll. Bei aller erzählerischer Sperrigkeit unterstreichen die außergewöhnliche Bildsprache und die surrealen Figuren, wie etwa die singende, mondgesichtige Frau hinter dem Heizkörper („Lady in the Radiator“) oder der Mann auf dem Planeten die bizarre Qualität dieses düsteren, urbanen Alptraums.
Mit Eraserhead erscheint bei Studiocanal nach Mulholland Drive, Lost Highwway und The Straight Story ein weiterer Lynch-Titel als 4K UHD Premiere. Das S/W-Bild der Low Budget-Produktion sollte man wahrscheinlich nicht unbedingt mit neueren Veröffentlichungen vergleichen. Das Fazit fällt dennoch positiv aus: Es überwiegt ein im Vergleich zu älteren Releases ausgewogenerer und letztendlich angenehm organischer Gesamteindruck. Die Körnung ist vereinzelt recht grob, doch die Bildstabilität ist insgesamt hervorragend und es sind zudem keine Kratzer oder Beschädigungen mehr zu erkennen. Der Ton liegt bekanntermaßen nur in der englischen Originalfassung vor (mit einem minimalen Dialoganteil), fällt aber recht dynamisch aus. Die Extras bieten mit „Eraserhead Stories“ eine ausführliche, von Lynch inszenierte Dokumentation (aus dem Jahr 2001) über die Dreharbeiten und dazu 5 Kurzfilme des Maestros aus dessen früher Schaffensperiode.
4K UHD & Blu-ray Extras:
- Dokumentation „Eraserhead Stories“ (85 min)
- 5 Kurzfilme von David Lnych:
- Six Men Getting Sick (1966) (6 min)
- The Alphabet (1968) (5 min)
- The Grandmother (1970) (39 min)
- The Amputee (1974) (11 min)
- Premonitions following an Evil Dead (1996) (3 min)
- Trailer zu 3 weiteren Titeln
- Wendecover
Marcs Filmwertung
Eine frühe, experimentell angehauchte Kostprobe der Lynch’schen Meisterklasse. Längst ein Kultklassiker unter den Midnight Movies und in 4K UHD um Längen besser als die bisherigen Veröffentlichungen.
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Leserwertung