Björk – Vespertine (Live At The Royal Opera House)
GB 2002
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 136 Min.
Studio: BBC | One Little Indian
Vertrieb: Polydor
Filmzine-Review vom 21.11.2002
Gerade 11 Jahre ist sie alt, als Björk Gudmundsdottir ihre erste Platte aufnimmt. Zwei Jahre später gründet sie ihre erste Punkband – mit 22 folgen die legendären Sugarcubes. Das Sextett befördert Island in den Gesichtskreis der Musikwelt und landet bereits mit der ersten Single „Birthday“ einen beachtlichen (später allerdings auch nicht mehr erreichten) Erfolg. Nach vier Alben trennen sich die Sugarcubes im Jahre 1992 und das eigentliche Kapitel „Björk“ beginnt. Die Solokarriere startet bereits 1993 fulminant mit dem Album Debut, in dem Björk den Spagat zwischen experimenteller Musik und chartstauglichem Dancefloor perfekt bewältigt und erreicht mit Post (1995) und Homogenic (1997) ihren musikalischen und verkaufstechnischen Höhepunkt.
2001 ist Björk nach einem Abstecher ins Schauspielfach (in Lars von Triers Dancer in the Dark spielte sie die Hauptrolle) wieder zurück: Vespertine heisst das neue Werk, das auch den Schwerpunkt des auf der vorliegenden DVD mitgeschnittenen Konzerts bildet. Schon der Einstieg mit „Frosti“ macht dabei deutlich, dass Björk in der Zwischenzeit weder ihre Exzentrik noch ihren Spaß am Experimentieren verloren hat – ganz im Gegenteil: jetzt dreht sie erst richtig auf. Leider manchmal so weit, dass man als Zuhörer überhaupt nicht mehr weiß, wo sie eigentlich hin will und auch der musikalische Genuss vor lauter Soundmalerei ab und an auf der Strecke bleibt. Dabei ist die im ‚Making Of’ skizzierte Idee, ganz leise Geräusche („tiny sounds“) als Basis für den neuen Björk-Sound zu nutzen, mehr als spannend und wird selbst live mit moderner Technik beeindruckend umgesetzt. Die Soundtüftler M.C. Schmidt und Drew Daniel werden dabei vom Novecento Orchestra, einem grönländischen Chor sowie Zeena Parkins an der Harfe unterstützt. Bei Songs wie „Hidden Place“ oder „Pagan Poetry“ zeigt sich dann auch die Stärke des gekonnt eingesetzten Experimentalismus, meist bleiben die Songs von „Vespertine“ aber eher anstrengend und aufgesetzt ausgeklügelt. Entspannung kündigt sich erst im letzten Drittel des Liveauftritts an, wenn Björk sich in ihre musikalische Vergangenheit begibt: Songs wie „Hyperballad“, „Human Behaviour“ und „Joga“ entschädigen für so manch deprimierenden Vorgänger und lassen sogar Björk selbst, ihre bis dato viel zu stark zurückgehaltene Stimme und nicht zuletzt auch das Publikum sichtlich aufleben.
Das Bild der DVD gehört sicher nicht zu den allerklarsten, auch wenn es insgesamt als gut zu bewerten ist. Der 5.1-Sound dagegen überzeugt auf der ganzen Linie: von Björks stimmgewaltigem Gesang über die anspruchsvollen Klangexperimente bis hin zur guten Saal-Atmosphäre wird der komplexe Audiopart einwandfrei umgesetzt. Neben dem 95-minütigen Konzert finden sich auf Vespertine verschiedene Featurettes, in denen neben Björk selbst auch ihre Musiker zu Wort kommen und so manches interessante Detail zu den innovativen Sound-Methodiken der Platte und des Konzerts verraten.
Katjas Filmwertung
Eine äußerst experimentierfreudige Björk in einem teils verstörenden, zum Schluss hin aber verzaubernden Konzert.
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