Die unbarmherzigen Schwestern

© Concorde Home Entertainment

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Die unbarmherzigen Schwestern

The Magdalene Sisters

Irland 2002

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 114 Min.

Studio: Film Council | Scottish Screen | Irish Film Board

Vertrieb: Concorde Home Entertainment

Filmzine-Review vom 06.10.2003

Irland in den 60er Jahren. In den von den Barmherzigen Schwestern geleiteten Magdalenen-Heimen sollen junge Mädchen ihre Sünden bereuen. So wird Margaret (Anne-Marie Duff), die von ihrem Cousin vergewaltigt wurde, von ihren Eltern in ein solches Heim geschickt, ebenso wie Rose (Dorothy Duffy), die ein uneheliches Kind zur Welt und damit Schande über die Familie gebracht hat. Die hübsche Waise Bernadette (Nora-Jane Noone) weckt eindeutig zu viel Interesse beim männlichen Geschlecht und wird daher „vorsichtshalber“ auch direkt in das als Nonnenkloster getarnte Gefängnis verbannt…

Als Die unbarmherzigen Schwestern 2002 in Venedig den Goldenen Löwen erhielt, ging ein Aufschrei durch die katholische Kirche. Der Vatikan bezeichnete das Werk als „gemeine Provokation“ und „antikatholisch“. Doch Regisseur Peter Mullan (übrigens selbst gläubiger Katholik) erzählt die wahre Geschichte von vier Mädchen und rekonstruiert anhand von Zeugenaussagen der Überlebenden den Alltag in den Magdalenen-Heimen: Prügelstrafen, Misshandlungen und Demütigungen durch die Nonnen, erzwungene sexuelle Handlungen durch den Konventspriester, die harte Arbeit in den Großwäschereien, in denen die Mädchen nicht nur die Wäsche, sondern auch sich selbst von ihren Sünden reinwaschen sollen. Mullan entschied sich für eine schonungslos offene Inszenierung, die einen durch ihre Nähe an den Figuren bewegt und verstört. Die unverbrauchte, aber wirklich erstklassige Darstellerriege (erschreckend überzeugend: Geraldine McEwan als Obernonne Sister Bridget) tut ihr übriges. Das Gefühl, das sich beim Zuschauer von Anfang an einstellt und auch bis zum Ende nicht abflauen will, ist Wut. Wut auf die Eltern, die den Vergewaltiger ihrer Tochter schützen, aber das Opfer bestrafen, Wut auf eine Gesellschaft, die alles unter den Teppich kehrt und der Gottesfürchtigkeit wichtiger ist als Menschlichkeit, Wut auf die Nonnen, die unter dem Deckmantel der Christlichkeit die Mädchen behandeln wie Strafgefangene – über den Verbleib ihrer eigenen Seelen scheinen sie allerdings wenig besorgt. Es bleibt unbegreiflich, dass die letzte Magdalenen-Wäscherei in einer aufgeklärten Zeit in einem westeuropäischen Land erst 1996 geschlossen wurde.

Ein Film, zu dem es sicherlich viel Interessantes zu sagen gäbe, hätte eigentlich eine deutlich besser ausgestattete DVD verdient. Leider bleibt es bei recht ausführlichen Produktionsnotizen auf Texttafeln, ein paar Trailern und einer kleinen Fotogalerie. Das Bild ist leider recht schwach auf der Brust, dafür werden Umgebungsgeräusche sauber und einwandfrei wiedergegeben.

 

Ninas Filmwertung

Bewegendes und dicht inszeniertes Drama über ein dunkles Kapitel der katholischen Kirche.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Concorde Home Entertainment kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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