Frei:Gespielt – Mehmet Scholl – über das Spiel hinaus
D 2007
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 101 Min.
Studio: Senator Film
Vertrieb: Senator Home Entertainment
Filmzine-Review vom 20.09.2007
Im amerikanischen Spitzensport werden in den populären Sportarten die
Rückennummern der ganz Großen beim Kariereende „retired“ und anschließend nicht
mehr vergeben. In der NBA beispielsweise flattern für alle Zeiten die Trikots der Jordans,
Birds und Magic Johnsons in den jeweiligen Hallen. Würde sich dieser schöne Brauch
auch hierzulande durchsetzen, dann wäre Mehmet Scholl einer der ersten Kandidaten.
Sein Abschied war wie gemalt: Mit einem Tor gegen Mainz 05 beendete er am 19. Mai
2007 seine Profikarriere beim FC Bayern. 15 Jahre lang hat der hochbegabte
Dribbelkünstler beim Münchener Spitzenclub Erfolge gesammelt wie kein anderer und
insgesamt 8 Meisterschaften, 5 DFB-Pokalsiege, den Uefa Cup, die Champions League
und den Weltpokal gewonnen. Dass Scholl trotz dieser beeindruckenden Bilanz
auch die Schattenseiten des Profifußballs kennen lernen musste, davon kann man sich
in der (umständlich betitelten) Dokumentation Frei:Gespielt der Filmemacher
Ferdinand Neumayr und Eduard Augustin ein Bild machen. Die beiden Regisseure
durften Scholl während der letzten Tage seiner Laufbahn begleiten. Dabei ist ihnen ein
überraschend feinfühliges Portrait eines außergewöhnlichen Sportlers gelungen. In den
Interviewpassagen hört man Scholl gerne zu, z.B. wenn er offen und ehrlich über sein
schweres erstes Jahr bei den Bayern, die Teeniestar-Hysterie, böse Verletzungen,
sportliche Tiefschläge (Stichwort CL-Finale ’99 gegen Manchester United), die Zeit im Nationaldress und seine
Rolle als Edelreservist im Spätherbst seiner Karriere berichtet. Sein persönliches Fazit
fällt am Ende erstaunlich gemäßigt aus: „Die Tiefen waren tiefer als die Höhen hoch“
sagt Scholl und in dem Moment wünscht man sich fast, dass er letztes Jahr bei der WM
in Deutschland aktiv dabei gewesen wäre. Zu Wort kommen neben Scholl auch
„Ziehvater“ Uli Hoeness und dessen Gattin, diverse Mitspieler wie Lukas Podolski, Oliver
Kahn (sein langjähriger Kabinennachbar) oder Thorsten Fink, zahlreiche Showmenschen
(Harald Schmidt, Herbert Grönemeyer, Sportfreunde Stiller, Markus Kavka, Waldemar
Hartmann) und die Politiker Joschka Fischer und Edmund Stoiber.
Marcs Filmwertung
Ehre, wem Ehre gebührt: Großartiges Portrait eines Ausnahme-Fußballers.
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