Diego Maradona

© DCM Film Distribution GmbH

Diego Maradona – Rebell. Held. Gott.

UK 2019

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 130 Min.

Vertrieb: Universum Film

Filmzine-Review vom 28.11.2019

Nach zwei eher durchwachsenen Spielzeiten beim FC Barcelona (unter Trainer Udo Lattek) wechselt die argentinische Fußball-Sensation Diego Maradona im Sommer 1984 für eine damalige Rekordsumme etwas überraschend zum italienischen Durchschnittsverein SSC Neapel. Nach Anlaufschwierigkeiten führt er die Mannschaft in den nächsten Jahren 2-mal zur Meisterschaft und weiteren Titeln. 1986 wird Maradona endgültig zum internationalen Superstar: Er gewinnt mit Argentinien bei der WM in Mexiko den Titel und wird zum besten Spieler des Turniers gewählt. Bei der nächsten Weltmeisterschaft vier Jahre später meint es das Schicksal mit dem Jahrhundertspieler nicht mehr so gut, denn ausgerechnet in „seinem“ Stadio San Paolo in Neapel trifft er mit Argentinien auf Gastgeber Italien. Ein Wendepunkt in der Karriere des Stars…

Nach Dokumentationen über den brasilianischen Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna und der Pop-Ikone Amy Winehouse nähern sich Asif Kapadia und Produzent Paul Martin mit Diego Maradona, dem neben Pelé wohl besten Kicker aller Zeiten, abermals einem Weltstar, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere wie kaum ein anderer Fußballspieler die Massen begeistert hat. Maradona stand den Filmemachern bei dem ambitionierten Projekt nicht nur Rede und Antwort, sondern gewährte vollen Zugriff auf sein umfangreiches Privatarchiv. Wer aufgrund der engen Kooperation jetzt aber einen weichgespülten filmischen Liebesbrief erwartet, wird eines Besseren belehrt, denn die Dokumentation wahrt durchaus Distanz und ist stets um neutrale Sicht bemüht. Im Klartext bedeutet dies, dass Maradonas zahlreiche Skandale jenseits des Platzes (Kokainsucht, Verhaftung wegen Drogenbesitzes, handgreifliche Begegnungen mit den Paparazzi, Prostituierte, dubiose Verbindungen und Partys mit Mitgliedern der Camorra) keinesfalls ausgespart werden, sondern fester Bestandteil der beeindruckenden Collage des genialen und hochbegabten aber gleichermaßen zutiefst zerrissenen Protagonisten sind.

Besonderes Augenmerk legt die Doku auf die WM 1986, denn hier wird Maradona endgültig zum globalen Superstar. Entscheidenden Anteil hatte das Spiel im Viertelfinale gegen England, in dem der gerade mal 1,65m große Spieler den Ball mit der „Hand Gottes“ über den englischen Keeper Peter Shilton hinweg zum 1:0 ins Tor bugsierte. Nur wenige Minuten später folgte dann ein weiterer geschichtsträchtiger Auftritt, denn Maradona umkurvte bei seinem nächsten Tor gefühlt das gesamte englische Team. Ein Treffer mit Folgen: der Geniestreich wurde später ganz offiziell zum „Tor des Jahrhunderts“ gewählt. Als Maradona ein Jahr später Neapel zur ersten Meisterschaft führte, kannte der Wahnsinn und die Heldenverehrung innerhalb der süditalienischen Hafenstadt keine Grenzen mehr. An Friedhofsmauern kritzelten die Fans „Ihr habt was verpasst“ und eine Krankenschwester stahl eine Blutprobe von ihm und brachte sie in eine Kirche. Der Absturz kam dann bei der WM 1990, als er mit Argentinien im Halbfinale in Neapel Gastgeber Italien im Elfmeterschießen rauswarf und anschließend als Persona Non Grata behandelt wurde. Die wenig ruhmreichen 2000er-Jahre mit glücklosen Trainer-Stationen, schwer übergewichtig in einem tränenreichen Interview oder mit Stinkefinger im Publikum werden nur kurz angerissen. Zum Glück, denn diese Kapitel möchte man im Zusammenhang mit Fußballgenie Maradona am liebsten aussparen.

 

Blu-ray Extras:

    • Dt. Kinotrailer
    • Trailer zu 5 weiteren Titeln
    • Wendecover

Marcs Filmwertung

Faszinierende Dokumentation zum Fußball-Mythos Maradona mit vielen nie gesehenen Aufnahmen.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
Beste Serie aller Zeiten: The Wire

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