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Monsieur Klein

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Monsieur Klein (Special Edition)

Frankreich 1976

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 119 Min.

Vertrieb: Studiocanal

Filmzine-Review vom 05.10.2021

Paris 1942: der Antiquitätenhändler Robert Klein (Alain Delon) macht während der Besatzung große Geschäfte, indem er billig Kunstobjekte von jüdischen Bürgern aufkauft, die sich in äußerster Not befinden. Als eines Tages eine jüdische Zeitschrift an seine Privatadresse geliefert wird, ahnt er noch nichts Böses. Doch scheinbar hat Klein einen jüdischen Namensvetter, mit dem er nun immer häufiger verwechselt wird. In zunehmender Paranoia wendet sich der Profiteur an die Behörden. Doch die wollen die Geschichte vom Doppelgänger nicht so recht glauben…

Der amerikanische Regisseur Joseph Losey wurde während der McCarthy-Ära aufgrund einer ehemaligen Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei auf Hollywoods schwarze Liste gesetzt und verließ seine Heimat nach nur wenigen Filmen (u.a. ein US Remake des Fritz Lang-Klassikers „M„). Im britischen Exil gelang ihm 1963 mit dem bei uns gerade vorgestellten Der Diener ein preisgekröntes Meisterwerk. Losey wurde in der Folge oft als „europäischster“ aller US-Regisseure betitelt und konnte in den 1970ern nun in Frankreich mit Filmen wie Monsieur Klein noch große Erfolge feiern. Das düstere Drama wurde seinerzeit kontrovers diskutiert, schließlich galt die Aufarbeitung des wenig ruhmreichen Vichy-Regimes fast noch als Tabu. Losey legt den Finger in die Wunde und stellt geschickt Fragen über die Schuld eines einzelnen Kollaborateurs im Faschismus und lässt Nazis oder Nazi-Symbolik so gut wie außen vor. Erst am Ende, wenn bei der historischen Razzia tausende französische Juden von der Polizei in der Radsporthalle Vélodrome d’Hiver für den Transport in die Vernichtungslager zusammengepfercht werden, offenbart sich das ganze Grauen. In der Rolle des zynischen, aalglatten Mitläufers, der in Anbetracht seines ominösen Doppelgängers immer mehr die Kontrolle verliert, zeigt Alain Delon, der bereits in Das Mädchen und der Mörder mit Losey zusammengearbeitet hat, eine seiner reifsten Leistungen.

Die neue Special Edition von Monsieur Klein zeigt den Klassiker in einer neu restaurierten Fassung, die sämtliche bisher veröffentlichten Versionen in den Schatten stellt. Drei sehenswerte Interviews, u.a. mit Henri Lanoe, dem Editor, vermitteln entsprechenden filmhistorischen Kontext.

 

DVD Extras:

    • Interview mit Henri Lanoe (25 min)
    • Michel Ciment über Monsieur Klein (47 min)
    • Einführung von Jean-Baptiste Thoret (11 min)

Marcs Filmwertung

Düstere filmische Aufarbeitung des Vichy-Regimes mit Alain Delon als Mitläufer, der zum Faschismus-Opfer wird.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
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