© Bildmaterial Plaion Pictures

Pechinpah’s West

© PLAION PICTURES

Sacramento / The Wild Bunch / Abgerechnet wird zum Schluß / Pat Garrett jagt Billy the Kid (7 Blu-rays)

Ride the High Country / The Wild Bunch / The Ballad of Cable Hogue / Pat Garrett and Billy The Kid

USA/Mexiko 1962 – 1973

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 466 Min.

Vertrieb: PLAION PICTURES

VÖ: 10.03.2025

Filmzine-Review vom 27.02.2025

Pünktlich zum 100. Geburtstag des gleichermaßen gefeierten wir kontrovers diskutierten Filmemachers Sam Peckinpah („Bloody Sam“)  veröffentlicht Warner mit Peckinpah’s West eine umfangreiche Western Edition mit vier seiner bekanntesten Titel in verschiedenen Versionen auf insgesamt sieben (!) Blu-rays. Eine komplette Werkschau oder zumindest der eine oder andere Release in 4K (die es in den USA beim Sammler-Label Criterion schon gibt) wäre natürlich noch bombastischer gewesen – aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Sacramento (1962)  (4/5 Sterne)

Nach seiner Arbeit für das Fernsehen (zum Beispiel für Rauchende Colts) und seinem gelungenen Debüt The Deadly Companions (1961) nahm Peckinpahs Karriere mit Sacramento (schöner im Original: Ride The High Country) langsam aber sicher Fahrt auf. Die beiden Genre-Ikonen Joel McCrea und Randolph Scott sind zwei alte Freunde, die einen Goldtransport aus einer Bergmine in eine raue Goldgräberstadt transportieren sollen. Einer der beiden plant allerdings, das Gold zu stehlen. Peckinpah kann sich auf die stimmungsvolle Kameraarbeit von Lucien Ballard verlassen, mit dem er insgesamt 5 Filme zusammen drehte. Altstar Joel McCrea ist der erste von vielen Peckinpah-Protagonisten, die versuchen, mit einem Mindestmaß an Integrität und Anstand durch eine moralisch zerrüttete Welt zu kommen.

The Wild Bunch (1969)  (5/5 Sterne)

Im Jahr 1913 ist der gute, alte Wilde Westen längst Geschichte. Das bekommt auch Bandenanführer Pike Bishop (William Holden) zu spüren. Mehr schlecht als recht kommt er mit seiner Gang über die Runden. Bei einem missglückten Überfall auf ein Lohnbüro der Eisenbahngesellschaft geraten Pike und seine Männer in einen Hinterhalt und fliehen nach Mexiko. Dort lassen sie sich mit dem korrupten General Mapache ein und finden sich schließlich in den Wirren der mexikanischen Revolution wieder…

Seinen bis heute ungebrochenen, wenn auch berüchtigten Ruhm erlangte Sam Peckinpahs The Wild Bunch für die überaus expliziten Gewaltdarstellungen, die es damals in dieser Form noch nie zu sehen gab. Parallel mit Bonnie und Clyde setzte Peckinpah das Sterben in Slowmotion zum mittlerweile oft kopierten Stilmittel durch. Besonders der Showdown zwischen den vier verbliebenen Outlaws und den mexikanischen Revolutionssoldaten ist legendär und unübertroffen. Inszeniert ist das Massaker als einzigartig choreografierte Symphonie aus Bleigewitter, Blutfontänen und zigfachen Toden, was seinerzeit zu heftigen Kritikerdiskussionen zum Thema Gewaltverherrlichung führte. Doch nicht nur im Finale hält The Wild Bunch zahlreiche unvergessliche Momente bereit: So wird schon in der Filmeröffnung, in der eine Gruppe von Kindern einem todgeweihten Skorpion in einem Ameisenhaufen fasziniert zuschaut, die nihilistische Richtung vorgegeben. In der Mitte des Films sprengt die Bande eine Brücke in die Luft: Einige Reiter samt ihrer Pferde taumeln zusammengeknäult in Zeitlupe in den darunter liegenden Fluss. Dabei verzichtete der Regisseur auf jegliche optische Tricksereien und schuf so ein Bild für die Ewigkeit. Auch sonst zeigt sich Peckinpah als überaus innovativer Filmemacher: Neben der bereits angesprochenen Slow Motion verwendete er Zooms, Überblendungen und lange Brennweiten, was in den eher biederen 60er Jahren äußerst ungewöhnlich war. Man sollte The Wild Bunch allerdings keinesfalls auf die berühmten Schießereien reduzieren: In seinen ruhigen Momenten entwirft der Film ein traurig-lyrisches Bild einer abgeschlossenen Epoche. Die Mitglieder des „wilden Haufens“, obwohl allesamt miese Schurken, leben nach dem heroischen Ehrenkodex des alten Westens und weigern sich am Ende, sich den Gepflogenheiten der neuen zivilisierten Gesellschaft (Automobile, Maschinengewehre) anzupassen.

Abgerechnet wird zum Schluss (1970)  (4/5 Sterne)

Goldsucher Cable Hogue (Jason Robards) wird von seinen beiden Kumpanen ausgeraubt in der Wüste zurückgelassen. Kurz vor dem Verdursten entdeckt er ein rettendes Wasserloch nahe der Postroute. Hogue baut die kleine Poststation „Cable Springs“ auf, vergnügt sich mit der ehemaligen Prostituierten Hildy (Stella Stevens) und wartet darauf, dass seine ehemaligen Komplizen sich früher oder später blicken lassen…

Nach den Exzessen von Wild Bunch fährt Peckinpah in Abgerechnet wird zum Schluss wieder deutlich runter und schuf einen mit Jason Robards in der Hauptrolle glänzend besetzten, einfallsreichen Spät-Western, der in der Werkschau des Filmemachers oft sträflich vergessen wird. Das Szenario erinnert ein wenig an Hustons Der Schatz der Sierra Madre, auch wenn der Ton hier deutlich freundlicher ist. Abgerechnet wird zum Schluss dürfte gleichzeitig der wohl zugänglichste Film des Regisseurs sein. Robards bringt die Widersprüche von Cable Hogue wunderbar zur Geltung und in weiteren Rollen gefallen Stella Stevens als Ex-Prostituierte mit goldenem Herzen, sowie die zwei Peckinpah-Spezis L.Q. Jones und Strother Martin als Hogues ehemalige Komplizen.

Pat Garrett jagt Billy The Kid (1973)  (4.5/5 Sterne)

New Mexico 1881. Billy the Kid (Kris Kristofferson) lebt gefählich. Sein alter Freund Pat Garrett (James Coburn) steht mit seinem Sheriff-Stern jetzt auf der anderen Seite des Gesetzes und soll den gefürchteten Outlaw auf Drängen reicher Viehbarone festnehmen und zur Strecke bringen. Nach einer Schießerei wird Billy gefangengenommen und soll in Lincoln hingerichtet werden. Er kann gerade noch entkommen, doch Garrett lässt sich nicht so leicht abschütteln.

Der letzte Western von Sam Peckinpah zeigt den Filmemacher nochmal von seiner besten Seite, obwohl er bei den legendären Dreharbeiten massiv mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. Als schwermütige Ballade über das Ende des Wilden Westens verfügt Pat Garrett jagt Billy The Kid über etliche brillante Momente und blutig inszenierte Shoot Outs und spart nebenbei nicht mit deutlicher Kapitalismuskritik, denn der eigentlich Schurke ist der mächtige Viehbaron Chisum und sein Konsortium an Ranchern. Für die vielen Figuren hat Peckinpah nochmal ein „Who is who“ von Westernlegenden zusammengestellt und als widerwilliger Gesetzeshüter, der die Seiten gewechselt hat, liefert James Coburn eine der besten Leistungen seiner Karriere. In einer kleinen Nebenrolle als Billys Handlanger spielt Bob Dylan mit, der auch den Soundtrack (mit „Knockin‘ on Heaven’s Door“) schrieb. Die verschiedenen Schnittfassungen – Peckinpah überwarf sich nach den Dreharbeiten mit dem produzierenden MGM Studio – sind in der Box enthalten, allen voran die Kinofassung und die Fassung zum „50th Anniversary“, die dank brandneuer Restaurierung den Film so schön wie noch nie zuvor aussehen lassen.

 

Blu-ray Extras:

  • Sacramento (96 min)

    • Audiokommentar Nick Redman, Paul Seydor, Garner Simmons, David Weddle
    • Ein Rückblick auf sein Werk: Sam Peckinpah und Sacramento (23 min)
    • Passion & Poetry – Peckinpahs frühe Western – von Mike Siegel (40 min)
    • Galerie Kinowerbung – von Mike Siegel (13 min)
    • Galerie Fotos – von Mike Siegel (7 min)
    • Trailer
    • Trailer from Hell (3 min)

     

    The Wild Bunch (145 min / 146 min)

    Disc 1: Director’s Cut und Roadshow Version

    • Audiokommentar Nick Redman, Paul Seydor, Garner Simmons, David Weddle
    • US-Trailer
    • 8 US Radio Spots (6 min)

    Disc 2:

    • Sam Peckinpahs Western: Das Vermächtnis eines Abtrünnigen Hollywoods (83 min)
    • The Wild Bunch – An Album in Montage (33 min)
    • Eine einfache Abenteuergeschichte: Sam Peckinpah, Mexiko und The Wild Bunch (24 min)
    • Geschnittene Szenen (9 min)
    • Passion & Poetry – The Wild Bunch – von Mike Siegel (9 min)
    • Galerie Kinowerbung (23 min)
    • Galerie Dreharbeiten 1 – von Mike Siegel (10 min)
    • Galerie Dreharbeiten 2 – von Mike Siegel (10 min)
    • Galerie Farbfotos – von Mike Siegel (7 min)
    • Videoessay „Deleted Scenes“ (14 min)
    • Trailer from Hell (3 min)

     

    Abgerechnet wird zum Schluss  (121 min)

    • Audiokommentar mit Nick Redman, Paul Seydor, Garner Simmons, David Weddle
    • Ein Nachmittag mit Stella Stevens (27 min)
    • Interview mit Stella Stevens  3 min)
    • Passion & Poetry – Cable Hogue – Geschichten von Mike Siegel (48 min)
    • Trailer
    • Trailer from Hell (3 min)
    • 2 US-TV-Spots
    • 11 US Radio Spots (5 min)
    • Galerie Kinowerbung (15 min)
    • Galerie Fotos 11 min)

     

    Pat Garrett jagt Billy the Kid (106 min)

    Disc 1: Kinofassung (106 min) und Fassung zum „50th Anniversary“ (117 min)
    Extras:

    • Audiokommentar Nick Redman u.a. für die Fassung ”50th Anniversary”

    Disc 2: Turner Preview Fassung (121 min)
    Extras:

    • Audiokommentar Nick Redman u.a.
    • Passion & Poetry – The Last Western – von Mike Siegel (48 min)
    • Erweiterte Bordell-Szene

    Disc 3: Final Preview Fassung (122 min)
    Extras:

    • 2 Synchronisationen
    • Ein Fuß im Grab – Erinnerungen an Sam Peckinpah (28 min)
    • One for the Money: Sam’s Song (Originalsongs von Kris Kristofferson und Donny Fritts; 6 min)
    • Eine Analyse von Pat und Billy (15 min)
    • Szenen aus der TV-Version (22 min)
    • Trailer from Hell (4 min)
    • Dt. Trailer
    • US-Trailer
    • US-TV-Spots
    • Galerie Fotos (6 min)
    • 80-seitiges Booklet mit einem Text von Stefan Jung

     

    Marcs Filmwertung

    Vier grandiose Peckinpah-Western-Klassiker, zum Teil neu restauriert, auf insgesamt 7 Blu-rays. Für Fans von „Bloody Sam“ ein Muss.

    Marc

    Marc

    Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
    Beste Serie aller Zeiten: The Wire

    Alle Reviews anschauen

    Leserwertung

    Eure Leserwertung:

    Original Trailer „Ride the High Country“

    Dieses Video ansehen auf YouTube.
    Klick auf das Video-Vorschaubild stellt eine Verbindung zu YouTube her und setzt YouTube-Cookies auf Deinem Rechner. (Weitere Datenschutzinfos.)

Cast & Crew

Share This Post On

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert