The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (Special Edition – 2 DVDs)

© Warner Vision

© Warner Vision

The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (Special Edition – 2 DVDs)

The Wild Bunch

USA 1969

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 139 Min.

Studio: Warner Bros.

Vertrieb: Warner Vision

Filmzine-Review vom 05.03.2006

Im Jahr 1913 ist der gute, alte Wilde Westen längst Geschichte. Das bekommt auch Bandenanführer Pike Bishop (William Holden) zu spüren. Mehr schlecht als recht kommt er mit seiner Gang über die Runden. Bei einem missglückten Überfall auf ein Lohnbüro der Eisenbahngesellschaft geraten Pike und seine Männer in einen Hinterhalt und fliehen nach Mexiko. Dort lassen sie sich mit dem korrupten General Mapache ein und finden sich schließlich in den Wirren der mexikanischen Revolution wieder….

Seinen bis heute ungebrochenen wenn auch berüchtigten Ruhm erlangte Sam Peckinpahs The Wild Bunch für die überaus expliziten Gewaltdarstellungen, die es damals in dieser Form noch nie zu sehen gab. Parallel mit Bonnie und Clyde setzte Peckinpah das Sterben in Slowmotion zum mittlerweile oft kopierten Stilmittel durch. Besonders der Showdown zwischen den vier verbliebenen Outlaws und den mexikanischen Revolutionssoldaten ist legendär und unübertroffen. Inszeniert ist das Massaker als einzigartig choreografierte Symphonie aus Bleigewitter, Blutfontänen und zigfachen Toden, was seinerzeit zu heftigen Kritikerdiskussionen zum Thema Gewaltverherrlichung führte. Doch nicht nur im Finale hält The Wild Bunch zahlreiche unvergessliche Momente bereit: So wird schon in der Filmeröffnung, in der eine Gruppe von Kindern einem todgeweihten Skorpion in einem Ameisenhaufen fasziniert zuschaut, die nihilistische Richtung vorgegeben. In der Mitte des Films sprengt die Bande eine Brücke in die Luft: Einige Reiter samt ihrer Pferde taumeln zusammengeknäult in Zeitlupe in den darunter liegenden Fluss. Dabei verzichtete der Regisseur auf jegliche optische Tricksereien und schuf so ein Bild für die Ewigkeit. Auch sonst zeigt sich Peckinpah als überaus innovativer Filmemacher: Neben der bereits angesprochenen Slow Motion verwendete er Zooms, Überblendungen und lange Brennweiten, was in den eher biederen 60er Jahren äußerst ungewöhnlich war. Man sollte The Wild Bunch allerdings keinesfalls auf die berühmten Schießereien reduzieren: In seinen ruhigen Momenten entwirft der Film ein traurig-lyrisches Bild einer abgeschlossenen Epoche. Die Mitglieder des „wilden Haufens“, obwohl allesamt miese Schurken, leben nach dem heroischen Ehrenkodex des alten Westens und weigern sich am Ende, sich den Gepflogenheiten der neuen zivilisierten Gesellschaft (Automobile, Maschinengewehre) anzupassen.

In Deutschland ist The Wild Bunch mit der Veröffentlichung der Special Edition nun endlich erstmalig auf DVD zu sehen. Zum Glück hat sich Warner für den Release richtig ins Zeug gelegt: Neben einer hervorragenden audiovisuellen Umsetzung gefallen besonders die gewichtigen Bonusmaterialien. Während die erste Scheibe einen sehr detaillierten Audiokommentar mit einer Gruppe von Peckinpah-Experten liefert, gibt es auf der Zusatz-DVD gleich drei hervoragende Dokumentationen. Die oscarnominierte Doku „An Album in Montage“ zeigt dabei seltene Set-Aufnahmen, und ein bewegendes Interview mit Peckinpahs Tochter, während „Das Vermächtnis eines Hollywood-Abtrünnigen“ einen ausführlichen Überblick über Peckinpahs Western-Karriere vermittelt und dabei Weggefährten wie Kris Kristofferson und Bewunderer wie Billy Bob Thornton zu Wort kommen lässt. Interessant zu wissen: Angeblich wurde während der Dreharbeiten mehr Munition verbraucht als während der gesamten mexikanischen Revolution. Damalige Stars wie James Stewart, Gregory Peck oder Burt Lancaster waren ursprünglich für die Titelrolle vorgesehen, lehnten aber ab.

 

Marcs Filmwertung

Peckinpahs bester Film: Blutiges Todesballett und trauriger Western-Abgesang in einem.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
Beste Serie aller Zeiten: The Wire

Alle Reviews anschauen

Leserwertung

Eure Leserwertung:

Cast & Crew

Share This Post On

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert