Taare Zameen Par – Ein Stern auf Erden
Taare Zameen Par
Indien 2007
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 156 Min.
Studio: Aamir Khan Productions | PVR Pictures
Vertrieb: rapid eye movies
Filmzine-Review vom 26.11.2008
Der achtjährige Ishaan (Darsheel Safary) hat eine überbordende Fantasie und ausgeprägte Kreativität. Er kann sich für alles, was er sieht, begeistern – nur das klassische Lernen fällt ihm schwer, in erster Linie Lesen und Schreiben. Da er weder bei den Lehrern noch bei seinen Eltern auf Verständnis trifft, hat er sein Etikett bald sitzen: als faul, stur & bockig schätzt man ihn ein. Angesichts des schulischen Versagens wissen seine Eltern keinen anderen Rat, als ihn auf ein strenges Internat zu schicken. Dort werden seine Leistungen jedoch nicht besser, im Gegenteil…
Aamir Khan hat bereits als Schauspieler (u.a. Fanaa, Rang de Basanti) und Produzent (Lagaan) seinen Hang zum Perfektionismus und seine Liebe zu außergewöhnlichen Filmen unter Beweis gestellt. Mit seinem Regiedebüt bringt er folgerichtig keinen Mainstream-RomCom-Verschnitt auf die Leinwand, sondern ein bewegendes und durchweg beeindruckendes Drama, das bereits mit drei Filmfare-Awards ausgezeichnet und kürzlich sogar als indischer Beitrag zu den Oscars 2009 gemeldet wurde. Dabei agiert Khan mit seinem (inzwischen durchaus großen) Namen als Zugpferd & Hauptdarsteller, lässt sich aber erst kurz vor der Hälfte des Films persönlich blicken und überlässt die Bühne bis dahin seinem eigentlichen Star, dem neunjährigen Darsheel Safary in seiner ersten Rolle. Dass Safary seine bemerkenswerte Nachwuchsleistung in dieser Intensität ausleben kann, ist zweifellos einem authentischen, nur in kleinen Ansätzen auch mal pathetischen Drehbuch und einer feinfühligen Regie zuzuschreiben.
Eine der großen Stärken von Taare Zameen Par liegt in der so unglaublich nachvollziehbaren und mitfühlenden Charakterisierung des Jungen, in der jeder entweder sich selbst als Kind oder seine eigenen Kinder wiedererkennen wird. Das unablässige Staunen über die kleinen Dinge des Lebens, diese wunderbare unterbewusste Weigerung, sich wie die Erwachsenen zum Sklaven der Zeit machen zu lassen, das Versinken in selbstgeschaffenen Welten – all das ist so von Grund auf kindlich, dass man als Zuschauer eine Weile braucht, um zu merken, dass Ishaan in seiner Ausgeprägtheit dieser Eigenschaften doch aus dem Rahmen fällt.
Wer an diesem in jeder Hinsicht beachtenswerten Films noch einen Kritikpunkt finden möchte, der darf sich durchaus auf die letzte halbe Stunde stürzen, die sicherlich hier und da ein bisschen zu vorhersehbar und – mit der für das indische Kino irgendwie typischen gewissen Naivität – etwas zu optimistisch daherkommt. Das tut dem Filmerlebnis jedoch keinen Abbruch, und nach den zahlreichen taschentuchreifen Szenen zuvor hat man sich ein bisschen Leichtigkeit dann auch durchaus verdient.
Ein nachahmenswertes Plädoyer für die Kindheit, für die ungetrübte Lebensfreude und die grenzenlose Fantasie – und ein Appell an alle Eltern & Lehrer, doch häufiger mal selber innezuhalten in ihrem von Zeit- und Erfolgsdruck geprägten Alltag und sie sich und vor allem den Kindern zuzugestehen: die Freude am Leben, Träumen und Ausprobieren.
Katjas Filmwertung
Lasst unsere Kinder Kinder sein! Bemerkenswertes Regiedebüt von ‚Mr. Perfectionist‘ Aamir Khan.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Aamir Khan, Darsheel Safary, Tanay Chheda, Tisca Chopra, Vipin Sharma
Musik: Ehsaan Noorani, Loy Mendonsa, Shankar Mahadevan
Produzent(en): Aamir Khan