10 Years Later
GB 2002
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 170 Min.
Studio: BBC
Vertrieb: Warner Music Vision
Filmzine-Review vom 05.12.2002
Jools Holland hat sie alle gehabt. Der klavierspielende Moderator der in England legendären „Later“-Show empfängt seit einem Jahrzehnt Musiker aus aller Welt im schlicht, aber stimmungsvoll eingerichteten TV-Studio. Freitags kurz vor Mitternacht ist eine Stunde „Later“-Zeit, dann gibt es Woche für Woche eine bunte Mixtur feinster Live-Performances mit illustren Gäste aus allen musikalischen Stilrichtungen.
Auf der vorliegenden 10 Years Later-DVD wurde mit 30 Auftritten eine rund zweieinhalb stündige Auswahl musikalischer Höhepunkte der vergangenen zehn Jahre zusammengestellt. Dabei reicht die zeitliche Bandbreite tatsächlich von „No More Drama“ (Mary J. Blige im Mai 2002) über Paul Wellers rockige Performance von „Woodcutter’s Son“ aus dem Jahr 1995 bis zu Morrissey’s 1992er „Suedehead“ aus den frühen Tagen. Die musikalische Vielfältigkeit auf 10 Years Later hingegen kennt keine Grenzen. Hier wird munter gemischt, da folgt Björk mit ihrem eigenwilligen „Hunter“-Auftritt direkt auf einen Ethnogospel von Black Mambazo, zelebrieren sich die Punkrocker von The Hive, wird der greise Afro-Cubaner Ibrahim Ferrer zwischen Blur’s „Parklife“ und Oasis mit ihrer eher gelangweilten „Whatever“-Darbietung gepackt, oder überrumpeln Orbital mit ihrem aggressiven „Satan“ die ansonsten electronic-freie Szenerie. Ein gewagtes Gebräu, mit dem man umgehen können muss, das allerdings genauso eine Chance bietet, sein musikalisches Spektrum zu erweitern.
Interessant ist auch das eher seltene Bühnenkonzept, das ein wenig an „MTV Unplugged“ erinnert. Umstellt von einer überschaubaren Schar Livepublikum, werden die Musiker inmitten stimmungsvoll ausgeleuchteten Aufbauten sehr offen und ohne spürbare Abgrenzung positioniert. Die hierdurch stets präsente Club-Atmosphäre macht gerade die Auftritte von Paul Weller, Massive Attack, Nick Cave & The Bad Seeds, Robbie Williams, Moby, R.E.M. sowie die perfekte Performance von Radiohead zu einem echten Erlebnis.
Technisch überzeugt die DVD mit soliden Werten. Das Bild ist trotz der häufig intensiven blauen, roten oder mehrfarbigen Hintergrund-Beleuchtung überwiegend rauscharm, kontraststark und scharf. Für den Sound wurde eine kräftige, klare digitale Stereospur codiert, was das Fehlen eines ergänzenden Surround-Mixes jedoch leider nicht ganz entschuldigt. Im Bonusbereich finden sich, neben einem kaum erwähnenswerten Behind the Scenes sieben Kurz-Interviews mit Gästen aus der Show (u.a. Björk, Moby, Michael Stipe, Robbie Williams) und eine äußerst spartanische Jukebox, in der man bis zu sechs Titel auswählen und in beliebiger Reihenfolge abspielen kann.
Mikes Filmwertung
Ob Pop, Rock, Blues, Soul, Gospel, Punk, Ethno oder Worldmusic, eine buntere Compilation exzellenter Livemusik gibt es wohl nicht…
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