
© Edel Germany GmbH
Brand: A Second Coming
GB 2015
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 100 Min.
Studio: Mayfair Film Partnership
Vertrieb: Edel Germany GmbH
Filmzine-Review vom 04.05.2016
Der Brite Russell Brand, seines Zeichens Comedian, Schauspieler, Autor und Nervensäge, eckte schon immer mit seiner exzentrischen Art, seinem Kleidungsstil, seiner kompletten Ignoranz jeglicher Etiquette an. Aber wer hätte gedacht, dass aus ihm mal ein politischer Aktivist werden würde?
Die vieldeutig betitelte Doku Brand: A Second Coming zeichnet diesen Werdegang vom Außenseitertum seiner Kindheit über die Drogen- und Sexsucht, den kurzen Zwischenstopp in Hollywood (Männertrip, Nie wieder Sex mit der Ex) bis zum Politvideoblogger nach und ist dabei so hibbelig und „all over the place“ wie Brand selbst. Kokettierte er vor einigen Jahren noch in seinem Comedy-Programm damit, wie oft er in den Google-Suchlisten auftaucht (siehe Russell Brand in New York City), sah man ihn plötzlich bei der Occupy-Bewegung an der New Yorker Wall Street oder bei Antikapitalismusdemos in London. Der Aha-Moment kam für ihn bei einer Reise nach Afrika, wo er sich zunächst zu Imagezwecken, wie er offen zugibt, mal charitymäßig umsehen wollte. Die unfassbare Armut und Ausweglosigkeit der Menschen, die ihm entgegenschlug, veränderte seinen Blick auf die Welt jedoch für immer. Die absurde Glamour-Welt, in der im krassen Gegensatz dazu Pop-Ehefrau Katy Perry zu Hause war, war nichts mehr für ihn; kurz darauf folgte die Scheidung.
Sein Comedy-Programm The Messiah Complex, das wie ein roter Faden in die Doku eingewoben wird, dreht sich um vier Ikonen der Menschheitsgeschichte: Jesus, Gandhi, Martin Luther King und Che Guevara. Nur allzu gern würde sich Brand in diese illustre Riege von Menschen einreihen, die so selbstlos für ihre Ideale gekämpft haben. Also engagiert er sich als Schirmherr bei der Drogensuchthilfe, unterstützt zahlreiche Abhängige als Sponsor bei ihrem Weg aus der Sucht, setzt sich dafür ein, dass Drogensucht als Krankheit anerkannt und entkriminalisiert wird, gründet ein Cafe, in dem er ausschließlich ehemalige Süchtige beschäftigt. Und er ruft die Trews, die True News ins Leben, eine Art YouTube-Videoblog, in dem er aktuelle politische Themen aufarbeitet (Donald Trump ist hier natürlich ein gefundenes Fressen). Dass man ihn vielerorts als Revolutionsführer nicht ganz ernst nehmen will, macht ihm schwer zu schaffen. Als Millionär hat man halt leicht reden, und dass man ihm weiterhin anmerkt, wie gern er im Rampenlicht steht, ist möglicherweise auch eher hinderlich als vorteilhaft. Vielleicht tut man ihm Unrecht, denn seinen Aussagen und Thesen über soziale Ungerechtigkeit ist absolut nichts hinzuzufügen. Eine seiner größten Sternstunden darf man dann bei einer Morgenshow beim US-Sender NBC erleben, dessen ahnungslose und komplett uninformierte Moderatoren mit dem schlagfertigen Briten hoffnungslos überfordert sind und ein wirklich jämmerliches Bild abgeben.
Eine etwas klarere Linie hätte der Doku vielleicht nicht geschadet, doch sie gibt auf unterhaltsame Art und Weise Einblick in die Erlebnisse und Ereignisse, die Russell Brand zu dem gemacht haben, der er heute ist.
Ninas Filmwertung
Unterhaltsames Porträt einer der schillerndsten und polarisierendsten Figuren der britischen Popkultur.
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Leserwertung
Trailer
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