Der Exorzist – Die neue Fassung

© Warner Home Video

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Der Exorzist – Die neue Fassung

The Exorcist – The Version You Have Never Seen

USA 1973

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 127 Min.

Studio: Warner Bros.

Vertrieb: Warner Home Video

Filmzine-Review vom 05.11.2001

Die zwölfjährige Reagan (Linda Blair) lebt mit ihrer Mutter (Ellen Burstyn), einer berühmten Schauspielerin, in Washington D.C.. Das junge Mädchen macht plötzlich mysteriöse Veränderungen durch: Sie spricht mit tiefer Stimme, hält obszöne Reden und kann per Gedankenkraft Gegenstände bewegen. Die Ärzte sind ratlos, erst zwei Geistliche stellen die erschreckende Diagnose: Reagan ist von einem Dämon besessen und kann nur durch einen Exorzismus gerettet werden…

Der Exorzist gilt heute noch als einer der größten kommerziellen und künstlerischen Horrorfilme aller Zeiten. Als der Film 1973 in die Kinos kam, war die Empörung um das skandalträchtige Werk groß: Zuschauer sind angeblich bei Vorführungen gleich reihenweise in Ohnmacht gefallen, die Kirche forderte ein Verbot und warf dem Sündenpfuhl Hollywood einmal mehr Gotteslästerung vor. Fakt ist, dass der Film bei vielen Leuten vielleicht erstmalig im Kino Angstzustände hervorgerufen hat und im Gegensatz zu vielen Billigschockern langanhaltende Wirkung hatte. Wer den Exorzist noch nicht kennt, sei deshalb an dieser Stelle noch mal explizit gewarnt, der Streifen ist extrem wirkungsvoll und hat auch nach 30 Jahren seinen Horror nicht verloren. Eine mögliche Ursache für die unheimliche Wirkung könnte der raffinierte Gebrauch von visueller Manipulation sein. Immer wieder werden 1/24 Sekunden lange Bilder – vorzugsweise von einer dämonischen Fratze – eingeblendet und sorgen für befremdliches Unbehagen. Der Rest ist längst Filmgeschichte: Wenn Linda Blair über dem Bett schwebt, mit einem blutigen Kruzifix masturbiert und ihre Mutter mit allerlei Obszönitäten beschimpft oder am Ende die bedauernswerten Priester mit grünem Schleim vollkotzt, gibt es auch für den Zuschauer kein Entrinnen mehr. Die neue Fassung enthält einige zusätzliche Szenen, von denen der sogenannte „Spider Walk“ (Linda Blair krabbelt wie eine Spinne die Treppe herunter und blutet aus dem Mund) den besten Eindruck hinterlässt. Für Regisseur William Friedkin und Hauptdarstellerin Linda Blair sollte Der Exorzist der Karrierehöhepunkt bleiben. Friedkin konnte lediglich mit French Connection noch einmal zur Hochform auflaufen und dreht mittlerweile Filme auf TV-Niveau. Noch tragischer sieht es bei Linda Blair aus, sie kehrte zwar in der miserablen Fortsetzung Der Exorzist II – Der Ketzer zurück, startete dann aber eine Laufbahn in belanglosen Sex- und Schmuddelfilmchen.

Bei der digitalen Überarbeitung hat Warner ganze Arbeit geleistet, das Bild kann abgesehen von einigen dunkleren Passagen in der Kategorie „gut“ angesiedelt werden. Die 5.1 Tonspur liefert an vielen Stellen passende Horror-Atmosphäre, wenngleich man altersbedingt Abstriche machen muss. Bei den Extras fehlt leider die ausgezeichnete Dokumentation „The Fear of God“, die auf der Erstauflage noch enthalten war. Dafür gibt es einen mittelprächtigen Audiokommentar mit Regisseur Friedkin und einige Trailer.

 

Marcs Filmwertung

Zeitloser Horrorklassiker mit unglaublicher Schockwirkung.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
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