Der Tintenfisch und der Wal
The Squid and the Whale
USA 2005
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 78 Min.
Studio: Sony Pictures
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment
Filmzine-Review vom 22.12.2006
Brooklyn in den 80er Jahren. Das Schriftstellerehepaar Bernard (Jeff Daniels) und Joan (Laura Linney) lässt sich scheiden. Die praktische Umsetzung des gemeinsamen Sorgerechts für Frank und Walt, die nun tageweise abwechselnd zwischen Vater und Mutter hin- und hergeschoben werden sollen, erweist sich jedoch als schwierig…
Noah Baumbachs Der Tintenfisch und der Wal ist keinesfalls ein dröges Scheidungsdrama, sondern ein intelligenter Independent-Film über eine Familie in der Krise. Der Kritikerliebling ist dabei gleichzeitig verstörend, schockierend und auf eine bittere Weise auch irgendwie komisch. Jeff Daniels kommt in seiner Rolle als intellektueller Egoist, der in seiner Arroganz die Meinung anderer nicht akzeptieren kann, besonders schlecht weg. Er muss aus dem hübschen Häuschen in Brooklyn ausziehen und in eine Absteige auf der anderen Seite des Parks umsiedeln, die bei seinen Söhnen zunächst auf Ablehung stößt. Dass seine Ex-Frau nicht nur das Haus behält, sondern sich weiterhin in Affären stürzt und außerdem beruflichen Erfolg hat, während seine Karriere auf dem Tiefpunkt ist, lässt zusätzliche Verbitterung aufkommen. Ohne jegliche Rücksicht auf die Kinder wird kräftig schmutzige Wäsche gewaschen, ständige Streitereien, wer den Fernseher bezahlt hat und wem welche Bücher gehören, zermürben alle Beteiligten. Die Kinder ergreifen schließlich Partei und der dominanzsüchtige Vater muss erkennen, dass sein Einfluss zunächst auf seinen jüngeren und später auch auf seinen älteren Sohn nachlässt. Der Tintenfisch und der Wal lebt von vielen kleinen Momenten und von der Fokussierung auf die Familiensituation, von der keine nennenswerte Rahmenhandlung ablenkt. Das Drama zeigt, inwiefern Kinder Ansichten und Gewohnheiten ihrer Eltern annehmen, mit zunehmendem Alter darüber nachdenken, selbst urteilen und letztendlich die Fehler und Schwächen der Eltern akzeptieren und für sich selbst die wertvollen Dinge mitnehmen.
In einer Art Audiokommentar, den Baumbach nicht direkt zum Film, sondern zu verschiedenen über ein Menü auswählbaren Rubriken spricht, erklärt der Regisseur, der Film beruhe auf seinen eigenen Erlebnissen während der Scheidung seiner Eltern. Weiteren Aufschluss über die Hintergründe gibt auch das 40-minütige Interview mit Schriftsteller Phillip Lopate beim New York Film Festival.
Ninas Filmwertung
Selten hat ein Film in 78 Minuten so viel gesagt – die Independent-Entdeckung des Jahres!
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Anna Paquin, Jeff Daniels, Jesse Eisenberg, Laura Linney, William Baldwin
Musik: Britta Phillips, Dean Wareham
Produzent(en): Charlie Corwin, Peter Newman, Clara Markowicz, Wes Anderson