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Gunda

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Gunda

Norwegen 2020

FSK: ab 0 Jahren

Länge: ca. 89 Min.

Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH

Filmzine-Review vom 06.12.2021

Bereits 1997 hatte der russische Regisseur Victor Kossakovsky die Idee zu einer Dokumentation über Hoftiere, die er damals noch „Trinity“ nennen wollte – quasi die Dreifaltigkeit der Fleischsorten, die üblicherweise auf unseren Tellern landen: Geflügel, Rind und Schwein. Über 20 Jahre später konnte er sein Herzenswerk endlich verwirklichen und hat es nach seiner Protagonistin Gunda benannt.

Gunda ist ein unfassbar riesiges Schwein, das wir kennenlernen, nachdem es soeben einen ungefähr 16 Ferkel starken Wurf zur Welt gebracht hat. Eine Rinderherde und eine Hühnerschar sind ebenfalls mit von der Partie – und Kossakovsky lädt uns ein zu beobachten. Die Schwarzweiß-Dokumentation kommt ohne Kommentar und ohne Soundtrack aus. Maximale Entschleunigung. Ein mutiges Konzept, denn wer schnelllebige Bildgewitter gewohnt ist, wird unruhig auf dem Sessel hin- und herrutschen, wenn die Hühnerschar eine gefühlte Ewigkeit braucht, um sich aus dem Verschlag ins Freie zu trauen. Immer auf der Hut vor Feinden, extrem vorsichtig und argwöhnisch bewegen sie sich pickend und glucksend drei Schritte vor und vier zurück. Wir beobachten auch die Kühe, die gelernt haben, sich so versetzt zueinander aufzustellen, dass sie sich mit den Schwanzquasten gegenseitig die Fliegen aus dem Gesicht wedeln.

Die meiste Screentime aber entfällt auf die Muttersau und die wilde Ferkelbande. Hier wird gerauft, gequiekt, gesuhlt und durch den Matsch galoppiert. Ein Ferkel mit Klumpfuß wird von den Geschwistern gemobbt und kann sich auch beim Säugen zunächst nicht so richtig durchsetzen, wächst aber schließlich doch zu einem ordentlichen Jungschwein heran. Bis es eines Tages von einer Minute auf die nächste sehr, sehr still wird auf dem Hof.

Gunda ist eine ungemein eigenwillige Dokumentation, die ihrem Nischen-Zielpublikum jedoch lange in Erinnerung bleiben wird. Mit seinem Appell an unsere Bescheidenheit ruft Kossakovsky zum Nachdenken über unsere Lebensweise und unser Anspruchsdenken als überlegene Spezies auf. Und dazu, die Frage zu beantworten, die Gunda selbst auch ganz ohne Worte direkt in die Kamera stellt.

Eigens für den deutschen Heimkino-Release führte Joaquin Phoenix (der das Projekt als ausführender Produzent unterstützte) ein Interview mit dem Regisseur, in dem er seine Eindrücke und sein persönliches Filmerlebnis mit Gunda schildert und Kossakovsky zur Entstehung des Films befragt. Im Bonusbereich findet sich darüber hinaus noch ein weiteres Interview mit dem russischen Dokumentarfilmer.

DVD Extras:

    • Joaquin Phoenix im Gespräch mit Victor Kossakovsky (9 min)
    • Interview Victor Kossakovsky (15 min)
    • Trailer zum Film
    • Trailer zu 5 weiteren Titeln
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Kino und Gefühle brauchen keine Worte – berührende und entschleunigende Schwarzweiß-Doku über borstige, fellige und gefiederte Hofbewohner.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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