© Bildmaterial 2020 Focus Features

Kajillionaire

© 2021 Universal Studios

Kajillionaire

USA 2020

FSK: ab 0 Jahren

Länge: ca. 100 Min.

Vertrieb: Zorro Medien GmbH

Filmzine-Review vom 28.08.2021

In einem Randbezirk von L.A. schlagen sich Theresa und Robert Dyer (Debra Winger und Richard Jenkins) mit ihrer Tochter Old Dolio (Evan Rachel Wood) mit Trickbetrügereien und Schnorren durchs Leben. Sie nehmen an allen Gewinnspielen des Internet teil, greifen alles ab, was irgendwie umsonst ist, fälschen Unterschriften auf Schecks, tasten jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit durch eine offen Rückwand eines Postschließfachs in die umliegenden Fächer, um den Inhalt in Läden gegen Bargeld einzutauschen. Bis eines Tages Melanie (Gina Rodriguez) in ihr Leben platzt. Mit ihrer lebensbejahenden, übersprudelnden Art mischt sie den Alltag der Dyers gehörig auf und hilft schließlich Old Dolio, sich von ihren Eltern zu emanzipieren…

Dass Kajillionaire keine Mainstream-Ware werden würde, wissen alle, die Miranda Julys Vorgängerfilme Ich und du und alle, die wir kennen und The Future gesehen haben. Die Regisseurin hat eine Vorliebe für schräge Figuren und kreiert mit den Dyers eine zutiefst dysfunktionale Familie, die durch Wirbelwind Melanie aus ihrem Alltagstrott gerissen wird. Fasziniert von den Überlebenstricks der drei tragischen Gestalten bringt sie selbst eigene Ideen ein. Allerdings ist sie in erster Linie neugierig auf die Erfahrung, und weiß dabei jederzeit, dass sie bald wieder in ihr richtiges Leben zurückkehren wird. Schnell merkt sie jedoch, dass sie Old Dolio aus den lieblosen Fängen ihrer Eltern befreien muss. Unter dem strengen Joch von Theresa und Robert hat die junge Frau im unförmigen Trainingsanzug ihre eigene Weiblichkeit und Identität noch nicht gefunden und keinerlei Sozialkompetenz entwickelt. Berührungen sind ihr so fremd, dass sie sie nicht erträgt. Denn ihre Eltern haben nicht nur dem Kapitalismus abgeschworen, sondern halten auch rein gar nichts davon, ihre Tochter zu verhätscheln. Und so hat Old Dolio noch nie in ihrem Leben Geburtstag gefeiert, Geschenke bekommen oder ein Wort der Zuneigung gehört. Zwischen den ungleichen Frauen entwickelt sich eine besondere Beziehung, die es Old Dolio schließlich ermöglicht, eigene Entscheidungen zu treffen. Viele der bisweilen grotesken Szenen sind im Grunde so tragisch, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Miranda July liefert eine skurrile, bittere und originelle Sozialstudie ab, mit der sie das Independent-Kino enorm bereichert.

 

DVD Extras:

    • Original Trailer & dt. Trailer zum Film
    • Trailer zu 2 weiteren Titeln
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Tragisch-skurriles Independent-Kino über Einsamkeit, Selbstbestimmtheit und das Ausbrechen aus dem eigenen Leben.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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