Kanak Attack
D 2000
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 81 Min.
Studio: ZDF | Becker & Häberle Filmproduktion
Vertrieb: Concorde Home Entertainment
Filmzine-Review vom 27.12.2001
Ertan (Luk Piyes) ist Deutscher türkischer Abstammung, lebt in Kiel und verdient sich sein Geld in erster Linie durch’s Dealen. Wie auch für seine Kumpels Kemal und Mehdi ist für ihn der Konflikt mit Gesetz und Polizei genauso normal wie Schlägereien und konstanter Rausch. Egal ob Drogen, Prostitution, Raub oder Betrug – Kriminalität beherrscht den Alltag der „Kanaken“ von Kiel…
Nach der Literaturvorlage Abschaum von Feridan Zaimoglu drehte Lars Becker mit den Produzenten von Bang Boom Bang einen reichlich unkonventionellen deutschen Gangsterfilm im Kieler Bandenmilieu. Dabei wollten die Macher von Kanak Attack das Leben der – hier ausnahmslos ausländischen – Kriminellen in all seinen Facetten zeigen und sie einfach nur als Menschen darstellen. Von einer gelungenen Umsetzung dieser Intention ist der Film jedoch meilenweit entfernt. Ganz im Gegenteil: Kanak Attack besteht, ebenso wie das Leben der kriminellen Protagonisten, größtenteils aus völlig unmotivierter Gewalt. Die Charaktere der einzelnen Figuren werden dabei so oberflächlich beschrieben, dass ihre Beweggründe und Gefühle völlig unklar bleiben. Anstatt Verständnis für das Leben der Kieler „Kanakster“ zu schaffen, macht der Film vielmehr deutlich, dass diese in einer Welt leben, die den meisten Zuschauern völlig fremd sein dürfte. Anders als etwa in alaska.de, der aufzeigt, durch welche Umstände Jugendliche in Situationen geraten können, die man allgemein als verwerflich oder kriminell ansehen würde, sind solche Situationen für die Protagonisten von Kanak Attack so selbstverständlich, dass dem Zuschauer der Zugang zur „menschlichen“ Seite von Ertan, Kemal, Mehdi und ihren Bandenkollegen völlig verschlossen bleibt.
Von der filmtechnischen Seite betrachtet, ist Kanak Attack allerdings definitiv ein Highlight des deutschen Kinos. Innovative Kameraführung und Schnitt sowie ein perfekt abgestimmter Musikscore machen das Werk von Lars Becker zu einer filmisch hochqualitativen Produktion, in der auch die eher unbekannten Schauspieler größtenteils überzeugen. Das alles kann jedoch den schalen Beigeschmack des Films nicht mindern, der seine ursprüngliche Absicht, Toleranz zu schaffen, beinahe in’s Gegenteil umschlagen läßt.
Die DVD ist in Sachen Bonusmaterialien durchaus akzeptabel bestückt. Neben den üblichen Texttafeln und Trailern gibt’s einen Audiokommentar u.a. mit Regisseur Lars Becker sowie Interviews und ein Musikvideo. Bild und Ton sind dem filmtechnischen Niveau des Werks entsprechend überzeugend.
Katjas Filmwertung
Filmtechnisch innovative Umsetzung einer zweifelhaften Gangster-Story im Kieler Ausländermilieu.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Benno Fürmann, David Scheller, Luk Piyes, Tyron Ricketts
Musik: Frank Wulff, Stefan Wulff, Hinrich Dageför
Produzent(en): Christian Becker, Thomas Häberle