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Mein ziemlich kleiner Freund

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Mein ziemlich kleiner Freund

Un homme à la hauteur

Frankreich 2016

FSK: ab 0 Jahren

Länge: ca. 99 Min.

Studio: VVZ Productions | Gaumont | M6 Films | Saint Sébastien Froissart | Creative Andina | Scope Pictures

Vertrieb: Concorde Home Entertainment

Filmzine-Review vom 03.02.2017

Beim ersten Zusammentreffen von Diane (Virginie Efira) und Alexandre (Jean Dujardin) knistert es gewaltig – übers Telefon. Als die beiden sich dann zum ersten Mal gegenüberstehen, möchte Diane jedoch am liebsten direkt wieder gehen. Denn Alexandre ist fast zwei Köpfe kleiner als sie…

Ganz ehrlich, so sprachlos hat mich bislang noch kaum ein Film hinterlassen. Und das ist – leider – nicht positiv gemeint. Angesichts der vielen positiven Kritiken und dem Prädikat „Besonders wertvoll“ hätte ich bei Mein ziemlich kleiner Freund niemals mit einem Film gerechnet, bei dem mir vor ungläubiger Irritation die Luft wegbleibt. Und dann sitze ich da und zerbreche mir die erste halbe Stunde lang den Kopf darüber, ob mir meine Augen einen Streich spielen, oder ob man einen Film über eine große blonde Frau und einen adretten, aber eben (zu?) kleinen Mann tatsächlich mit einem normalgroßen Schauspieler und jeder Menge Filmtricks gedreht hat. Letzteres ist der Fall, und damit ist der Film auch eigentlich schon gelaufen, denn die anhand von Podesten, falsch dimensionierten Möbeln und knienden Schauspielern irgendwie hingetricksten Proportionen und Dimensionen fühlen sich von der ersten Sekunde an einfach nur falsch an und lenken durchgängig von der Story ab. Was in diesem Fall aber vielleicht noch nicht mal das Schlimmste ist, denn die allerorten als „warmherzig“ und „liebenswert“ hochgelobte Story ist bei näherer Betrachtung nicht wirklich besser als ihre Umsetzung.

Die (intendierte) Moral von der Geschicht soll wohl sein: Die inneren Werte zählen, das Äußere (hier: die Größe) ist egal. Was hätte aber dann dagegen gesprochen, den Part des Alexandre von einem authentischen Kleinwüchsigen spielen zu lassen? Hätte der nicht so elegant und erfolgreich ausgesehen? Wie, ach so, ich dachte, es geht nicht ums Aussehen. Denkste. Und wenn man dann noch ein bisschen genauer hinschaut, stellt man fest: Es geht tatsächlich nicht ums Aussehen. Womit Alexandre Diane tatsächlich um den Finger wickelt, ist nicht sein gutes Aussehen, sondern zu großen Teilen sein Geld. Und sein unbekümmertes Ausgeben desselben. Seid Ihr schonmal im Anschluss an den ersten gemeinsamen Kaffee auf einen Fallschirmflug eingeladen worden? Direkt vom Café ins Flugzeug? Nein? Komisch. Und Ihr habt auch nicht auf einer pompösen High-Society-Party in einer weitläufigen Villa das erste Mal miteinander getanzt? Ja, der schwarzhumorige Charme soll wohl auch eine Rolle spielen, keine Frage, aber leider bleibt einem bei jedem bewusst politisch unkorrekten Witz das Lachen im Hals stecken. Und das nicht, weil es sich nicht gehört, Witze über Kleinwüchsige zu machen. Sondern weil sich das Gefühl einfach nicht vertreiben lässt, dass sich hier irgendwie alles falsch anfühlt und dass man aus der zweifellos gut gemeinten Grundidee auch einen wirklich guten Film hätte machen können.

Ihr merkt es schon, an Un homme à l’hauteur (übrigens ein Remake der argentinisch-brasilianischen RomCom Corazón de León), kann ich kaum ein gutes Haar lassen. Ach doch, einen positiven Aspekt hätte ich noch: die Schauspieler. Jean Dujardin hat in seiner geschrumpften Rolle einfach keine Chance, authentisch rüberzukommen, so viel er sich auch bemühen mag. Er sieht am Tisch kniend eben aus wie ein kniender 1,82-Durchschnittsmann, nicht wie ein Kleinwüchsiger – und wirkt abgesehen davon in jeder Szene unterschiedlich groß. Alle anderen Schauspieler sind aber durchaus passend besetzt und auch Virginie Efira kann mal wieder überzeugen. Hilft aber alles nichts, denn angesichts der unechten Inszenierung will einfach kein Funke überspringen – auch nicht zwischen den Darstellern. Und die zum Teil unerträglich strapazierte und bis zum Dorthinaus ausgereizte Situationskomik (Stichwort: kleiner Mann, großer Hund) macht das ganze nicht besser. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Story inklusive der üblichen Widrigkeiten nach Schema F verläuft, aber das wird wohl kein allzu großer Spoiler sein.

 

Katjas Filmwertung

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Irritierende Romantikkomödie über Vorurteile, Äußerlichkeiten und innere Werte, mit unterirdisch schlechten „Special Effects“ und einem fragwürdigen moralischen Zeigefinger.

Katja

Katja

Originalton-Verfechterin, Fantasy- und Serien-Fan. Schaut gerne spanische und französische Filme, um den Kopf ein-, sowie auch mal Bollywood und gute RomComs, um ihn auszuschalten.

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Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Concorde Home Entertainment kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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