Mondscheintarif
D 2001
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 93 Min.
Studio: Hager Moss Film KG | Senator Film
Vertrieb: Universal Home Video
Filmzine-Review vom 19.07.2002
Wie lange darf es maximal dauern, bis ein Mann eine Frau nach der ersten gemeinsamen Nacht anruft? Um diese alles entscheidende Frage dreht sich seit einigen Tagen das ganze Leben von Cora Hübsch (Gruschenka Stevens). Und warum um alles in der Welt kommt der ersehnte Anruf einfach nicht? Ist das Telefon kaputt? Hat er die Nummer verloren? Ist er verunglückt? Aber vor allem: wie kann ich es schaffen, ihn nicht selber anzurufen? Denn die wichtigste Regel im Dating-Gesetzbuch lautet: nach dem ersten Sex darf Sie Ihn keinesfalls anrufen.
Ildikó von Kürthys Roman Mondscheintarif, der als Grundlage für die Verfilmung von Ralf Huettner (Die Musterknaben) diente, befaßt sich mit einem der wahren Probleme unserer Generation: welche Regeln müssen eingehalten werden, wenn Mann und Frau sich näher kennenlernen wollen? Dabei fasst sich jeder vernünftig denkende Mensch so manches Mal an den Kopf und fragt sich, wie man mit über dreißig sein Leben von irgendwelchen ominösen ungeschriebenen Gesetzen abhängig machen kann…
Die Romanvorlage ist eine Art Tagebuch, und solche sind bekanntermaßen nicht einfach zu verfilmen. Leider ist dies dem Werk von Ralf Huettner nur allzu deutlich anzumerken. Zugegeben, Mondscheintarif ist anders als die meisten Filme, dabei aber noch lange nicht neu. Die visuelle Umsetzung der Gedanken der Protagonistin erinnert zu sehr an Ally McBeal, die literarische Grundidee (Frau in den Dreißigern sucht verzweifelt und tagebuchschreibend den richtigen Mann) ist zu nah an Bridget Jones. Hauptproblem des Films ist aber ein ganz bewußt eingesetztes, leider jedoch völlig mißlungenes filmisches Mittel zur Einbindung von Tagebuchsequenzen: der direkte Blick in die Kamera. Anders als etwa in High Fidelity, wo dieses Stilmittel perfekt in den Film integriert ist, fühlt man sich in Mondscheintarif an Fernsehaufnahmen oder schlechte Amateurfilme erinnert, in jedem Fall aber aus der Story herausgerissen. In allererster Linie liegt dies an Hauptdarstellerin Gruschenka Stevens, die während des gesamten Films, besonders aber in diesen Szenen Auge in Auge mit der Kamera, völlig überfordert wirkt und von Kollegin Jasmin Tabatabai als beste Freundin und Männerexpertin Jo erbarmungslos an die Wand gespielt wird. Ihr männlicher Gegenpart Tim Bergmann bleibt blass und konturenlos – wohl auch aus dramaturgischen Gründen. Als schwuler Automechaniker in Echte Kerle war er schon mal besser.
Mondscheintarif sollte offensichtlich ein besonderer Film werden – gelungen ist das in einer sicher nicht intendierten Weise: das Prädikat „besonders schwer zu ertragen“ kann wohl kaum Ziel des Regisseurs gewesen sein…
Die DVD selbst ist deutlich besser als der Film. Das Bild ist klar und rauscharm, der Sound dynamisch – ein Audiokommentar mit Regisseur und Kameramann, geschnittene und entfallene Szenen, Szenen vom Set und Interviews sorgen für Hintergrundinfos. Etwas aufdringlich wirken allerdings die diversen Werbetafeln zu Roman, Soundtrack und Hörbuch.
Katjas Filmwertung
Gewollt und nicht gekonnt: ambitionierter Film mit einer restlos überforderten Hauptdarstellerin.
- Bad Moms 2 - 30. März 2018
- Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper - 24. Februar 2018
- Loving - 13. November 2017
- Mein Leben als Zucchini - 10. Oktober 2017
Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Gruschenka Stevens, Jasmin Tabatabai, Tim Bergmann
Produzent(en): Andreas Schneppe, Eric Moss, Kirsten Hager