Placebo – Soulmates Never Die
EU 2004
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 121 Min.
Vertrieb: Virgin Records Ltd.
Filmzine-Review vom 18.04.2004
Die ersten Gehversuche unternahmen Placebo bereits 1994 unter dem Namen Ashtray Heart. Mit großen Schritten ging es dann auch international voran, als Marilyn Manson und David Bowie von ihrer Musik dermaßen begeistert waren und sie mit auf Tour nahmen. Und spätestens als Brian Molko im Video zu „Pure Morning“ mit langen Haaren und lackierten Zehennägeln eine Hauswand hinabspazierte, ahnte man, dass diesem Trio noch Großes bevorstehen würde. Seither sind Molko und seine Kollegen Stefan Osdal und Steve Hewitt mit jedem Album gewachsen, nach ihrem Debüt folgt das melancholische „Without you I’m Nothing“, mit dem innovativen „Black Market Music“ schöpfen sie wieder neue Energie, um schließlich für die aktuelle, besonders textlich sehr erwachsen klingende Scheibe „Sleeping with Ghosts“ verdientermaßen Gold zu kassieren.
Eine DVD-Veröffentlichung wurde langsam überfällig und dementsprechend mit Hochspannung erwartet. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Warten hat sich gelohnt – Soulmates Never Die ist ein wahres Prachtexemplar, das sich nur schwer ohne Superlative beschreiben lässt. Als der Vorhang, der anfangs noch die Bühne verhüllt, fällt und Placebo direkt mit dem rasanten Instrumental-Opener „Bullet Proof“ loslegen, sind die 18.000 Fans im Pariser Bercy-Stadion nicht mehr zu halten. Von „Every You, Every Me“ und „Taste in Men“ bis „Bitter End“, „Black Eyed“ und „Pure Morning“ folgt dann ein Kracher auf den nächsten, zwischendurch werden einem bei Stücken wie „Soulmates“ oder „Centerfolds“ aber auch Verschnaufpausen gegönnt. Brian Molko – in unschuldiges Weiß gehüllt – macht seine Ansagen in tadellosem Französisch, außerdem wurde „Protect Me“ eigens für das gallische Publikum in „Protège moi“ umgetextet. Brians einmalige Stimme, die von bösen Zungen auch gerne mal mit einer rostigen Gießkanne verglichen wird, macht aus jedem Song ein Erlebnis. Placebo harmonieren auf der Bühne einfach perfekt und gehören zweifellos zu den besten aktuellen Live-Bands, wie sie mit zahlreichen kreativen Live-Versionen ihres Repertoires beweisen. Dazu kommt die grandiose Regiearbeit, die Russel Thomas für diese Produktion geleistet hat – verschiedene Kameraeinstellungen, zwischengeschnittene Videosequenzen, Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Verfremdungen sorgen für ein abwechslungs- und temporeiches Bild. Zum krönenden Abschluss wird dann noch Frank Black auf die Bühne geholt, der zusammen mit dem Trio den Pixies-Hit „Where is My Mind“ spielt. Nach knapp 100 hochkarätigen Konzertminuten ist es eigentlich nur die Rücksicht auf die Nachbarn, die einen davon abhält, gleich noch einmal auf PLAY zu drücken…
Auch wenn der bombastische Sound und das kristallklare Bild geradezu nach der Höchstwertung schreien, gibt es minimalen Punktabzug für die spärlichen Extras. Man vermisst zum Beispiel ein vernünftiges Interview oder angesichts der Attraktivität der Motive wenigstens eine Bildergalerie. Die 25-minütige Doku über die „Sleeping with Ghosts“-Tour mit Gigs in Größenordnungen von 600 (Graceland) bis 35.000 (Mexico City) Zuschauern ist aber recht unterhaltsam.
Ninas Filmwertung
Gekonnte Umsetzung eines herausragenden Konzerts.
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