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The Painted Bird

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The Painted Bird (Special Edition)

Tschechien / Ukraine / Slowakei 2019

FSK: ab 18 Jahren

Länge: ca. 169 Min.

Vertrieb: Bildstörung

Filmzine-Review vom 21.05.2022

Osteuropa während der Wirren des Zweiten Weltkrieges: Ein kleiner Junge (Petr Kotlar) wird aus einem Dorf gejagt, nachdem er versehentlich das Haus einer Bäuerin angezündet hat, die sich um ihn gekümmert hat. Der Junge begibt sich auf eine Odyssee des Schreckens, auf der er unmenschliche Brutalitäten erlebt. So wird er von abergläubischen Bauern verprügelt, gerät an rücksichtslose Soldaten und landet schließlich bei einem polnischen Katholiken…

The Painted Bird basiert auf dem gleichnamigen Roman des polnisch-amerikanischen Autors Jerzy Kosiński aus dem Jahr 1965 und wurde von dem tschechischen Regisseur Václav Marhoul in eindringlichen Schwarzweiß-Bildern im Cinemascope-Format für die große Leinwand adaptiert. Die fast drei Stunden lange Reise der Erniedrigung und Degradierung, die das schlimmste  menschenmögliche Verhalten zeigt, verzichtet bewusst auf melodramatische Stilmittel wie etwa Filmmusik. Aus einer fast schon dokumentarisch-nüchternen Perspektive präsentiert Marhoul die sadistischen Grausamkeiten, die der Junge aushalten muss, und hält den Zuschauer dabei auf Distanz. Keine Frage, nach einer Weile wird The Painted Bird zu einem Härtetest, der auch provozieren will, und doch findet der Film immer wieder Zeit für Aufnahmen von bestechender Schönheit, etwa in der Darstellung der Landschaften. Stark beeinflusst wurde das Werk von Elem Klimovs Meisterwerk Come and See aus dem Jahr 1985, das ebenfalls bei Bildstörung erschienen ist. Marhoul gab sogar Aleksei Kravchenko eine kleine Rolle in The Painted Bird, der als Teenager die Hauptrolle in Klimovs Film spielte und dessen Gesicht damals mit jeder grausamen Szene, die seine Figur erlebte, älter wurde. Auch The Painted Bird ist gespickt mit prägnanten Charakterköpfen – von Udo Kier, der in einer Sequenz seinem Widersacher die Augen mit einem Löffel ausschabt, über Harvey Keitel, Stellan Skarsgård und Barry Pepper, der wie einst in Der Soldat James Ryan, wieder die Rolle eines (russischen) Scharfschützen übernimmt.

Die Bildstörung-Edition zeigt den Film im Originalton (einem Mix verschiedener slawischer Dialekte) und mit deutscher Synchronisation in makelloser technischer Qualität. Auf der Bonus-DVD befinden sich gleich zwei sehenswerte Beiträge in Spielfilmlänge: zum einen ein umfangreiches Making of, das den langjährigen, schwierigen Entstehungsprozess des Films begleitet (mit insgesamt 17 Drehbuchfassungen!), und zum anderen ein Zoom-Interview mit dem Regisseur vom 2020er goEast-Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films aus Wiesbaden.

 

Blu-ray & DVD Extras:

    • Making-of-Doku „Die elf Farben des Vogels“ (120 min)
    • goEast-Masterclass mit Regisseur Václav Marhoul (93 min)
    • Bildergalerie (19 min)
    • Trailer zum Film
    • Trailer zu 4 weiteren Titeln
    • 22-seitiges Booklet

 

Marcs Filmwertung

Eine Reise ins Herz der Finsternis, die man nicht so schnell vergessen wird.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
Beste Serie aller Zeiten: The Wire

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