Twin Peaks – Season One (Special Edition – 4 DVDs)

© Paramount Home Entertainment

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Twin Peaks – Season One (Special Edition – 4 DVDs)

USA 1990

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 411 Min.

Studio: Lynch/Frost Productions

Vertrieb: Paramount Home Entertainment

Filmzine-Review vom 16.11.2002

Who killed Laura Palmer?

Als der Pilotfilm von Twin Peaks im April 1990 in den USA ausgestrahlt wurde, konnte niemand mit dem gigantischen Erfolg der Serie rechnen. Die eigenwillige Mischung aus Krimi, Seifenoper und schrägem Humor war bis dato einzigartig und hat die damalige Fernsehlandschaft nachhaltig verändert. Die Frage nach dem Mörder der High School Prinzessin Laura Palmer beschäftigte fortan die Amis (und mit einem Jahr Verspätung auch die deutsche TV-Nation) und wurde zu einem kulturellen Medienphänomen par excellence. Der Erfolg war umso überraschender, als mit Bürgerschreck David Lynch nicht gerade ein massenkompatibler Filmemacher als Macher hinter der Serie stand. In vielerlei Hinsicht erinnert Twin Peaks an den Ort Lumberton aus Blue Velvet, dem Schlüsselfilm aus der Lynchschen Filmografie. Unter der Oberfläche der idyllischen Schönheit einer archetypischen US Kleinstadt, verbergen sich dunkle Abgründe, die in Sex, Gewalt und Tod münden. Jeder der Bewohner von Twin Peaks hat eine düstere Schattenseite, jeder ist verdächtig. Nach und nach werden nicht weniger als 32 Charaktere eingeführt, die allesamt irgendwie mit dem Mordfall Laura Palmer zu tun haben.
Auftritt Special Agent Dale Cooper: in Zusammenarbeit mit dem lokalen Sheriff Truman soll er den mysteriösen Mord lösen. Cooper, der von Kyle MacLachlan dargestellt wird (und ebenfalls schon in Blue Velvet zu sehen war), wird zum Fixpunkt des Geschehens. Der ausgeglichene, stets freundliche FBI-Agent analysiert Menschen und Motive messerscharf und vertraut dabei auch schon mal auf übersinnliche Eingebungen. In Twin Peaks spielen aber scheinbar unwesentliche Details eine gewichtige Rolle: Immer wieder gibt es Großaufnahmen von Kaffeetassen, Doughnuts und Kirschkuchen oder Coopers Diktiergerät („Diane“). Dazu gesellen sich gleich dutzendweise skurrile Nebenfiguren (wie z.B. Hilfspolizist Andy, der ständig in Tränen ausbrechen muss, oder aber die Log Lady, die permanent einen Holzklotz mit sich herum trägt), die allesamt den besonderen Reiz von Twin Peaks begründen. Was im Pilotfilm als dramatische und zunächst konventionelle Crime-Story beginnt, wird im Verlauf der Handlung immer unglaublicher, surrealistischer und komischer. Höhepunkt der ersten Staffel sind wohl die letzten Minuten der zweiten Folge: In einer Traumvision trifft Agent Cooper auf rückwärtssprechende Zwerge, einen Einarmigen, den unheimlichen Killer Bob und auf Laura Palmer, die ihm den Namen ihres Mörders ins Ohr flüstert. Das ist David Lynch at his best! Nicht von ungefähr wurde die Szene von einem US-Kritiker als „die bizarrsten 5 Minuten in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens“ bezeichnet. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg hat außerdem die hypnotische Filmmusik von Angelo Badalamenti, der seit Blue Velvet die Klangkulisse zu den Lynch-Filmen komponiert. In Twin Peaks vermischt er eindringliche Synthesizer-Akkorde mit der zerbrechlichen Stimme von Julee Cruise und lässt das Grundthema immer wieder ins Bedrohliche abgleiten.

Die Twin Peaks Season One Special Edition von Paramount Home Entertainment setzt sich insgesamt aus 4 DVDs zusammen. Auf den ersten 3 Scheiben findet man den neunzigminütigen Pilotfilm und die ersten 7 Folgen, die vierte DVD bietet ausschließlich Bonusmaterial. Da das Bildmaterial restauriert worden ist, kann die Qualität durchaus mit gut bewertet werden. Das gilt leider nicht für die Pilotfolge, für deren Abtastung nur ein altes Master zur Verfügung stand. Der Ton liegt in der Originalversion in Dolby Digital 5.1 vor (mit Ausnahme des Pilotfilms), die deutsche Synchro gibt’s leider nur im Monosound. Dieser wurde zwar ebenfalls überarbeitet, kann aber in Sachen Surroundwiedergabe nicht mithalten. Bei den Extras kommen Fans der Serie voll auf ihre Kosten. Zu allen 7 Folgen werden sehr informative Audiokommentare mit den jeweiligen Regisseuren oder Autoren angeboten. Darüber hinaus liefert die Bonus-Disc ein Gespräch mit Co-Autoren Mark Frost, einen merkwürdigen Sprachunterricht mit Zwergendarsteller Michael J. Anderson und gut 60 Minuten Interviews mit mehreren Haupt- und Nebendarstellern. Nur der Meister selbst bleibt im Verborgenen und ist weder in Bild oder Ton präsent.

Folgen

Disc 1:

– Pilotfilm „Das Geheimnis von Twin Peaks“ (90 min)

– Folge 1 „Spurens ins Nichts“

Disc 2:

– Folge 2 „Zen, oder die Kunst einen Mörder zu fassen“

– Folge 3 „Ruhe in Unfrieden“

– Folge 4 „Der Einarmige“

Disc 3:

– Folge 5 „Coopers Träume“

– Folge 6 „Zeit des Erkennes“

– Folge 7 „Der letzte Abend“

 

Marcs Filmwertung

Endlich auf DVD: David Lynchs einzigartige Kultserie aus den frühen 90ern.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Paramount Home Entertainment kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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