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Alter weißer Mann

© 2025 LEONINE Studios

Alter weißer Mann

D 2024

FSK: ab 6 Jahren

Länge: ca. 114 Min.

Vertrieb: LEONINE

VÖ-Datum: 15.03.2025

Filmzine-Review vom 17.03.2025

In der Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­firma Fernfunk steht die große Transformation bevor: Eine KI namens Sam soll das Unternehmen effizienter machen. Geleitet wird das Projekt von Tausendsassa Älex (Elyas M’Barek). Im Zuge dessen soll auch DEI-Expertin Kerstin (Yun Huang) das Team von Heinz Heimlich (Jan Josef Liefers) unter die Lupe nehmen. Da Heinz ihre Zustimmung braucht, um in den Vorstand aufgenommen zu werden, soll er bei sich zu Hause ein Dinner mit Freunden und Familie veranstalten, bei dem sich Kerstin von Heinz′ Aufgeschlossenheit und Unvoreingenommenheit überzeugen soll. Dieser lässt für gewöhnlich aber kein Fettnäpfchen aus und das Abendessen droht, die größte Katastrophe aller Zeiten zu werden…

Fast könnte man meinen, bei Alter weißer Mann einen Sönke-Wortmann-Film vor sich zu haben, wird doch hier auch in der Kernszene des Films bei Tisch leidenschaftlich diskutiert. Tatsächlich ist aber Simon Verhoeven (Willkommen bei den Hartmanns) für Regie und Drehbuch verantwortlich. Seine Ensemble-Komödie lässt wirklich kein Klischee aus: Heinz verwechselt zwei Asiatinnen, Opa Georg (Friedrich von Thun) fragt die schwarze Psychotherapeutin, wo sie denn wirklich herkommt, in Berlin leben seltsamerweise nur queere Menschen und die hyperkorrekte Teenie-Tochter korrigiert klugscheißerisch jeden dritten Ausdruck, den ihre Eltern verwenden (gerät damit bei ihrer etymologisch sehr bewanderten Mutter allerdings an eine überlegene Kontrahentin). Es geht ums Gendern, um die woke Gesellschaft, um KI, um Toleranz, Vorurteile, Inklusion und Alltagsrassismus. Wirklich neue Antworten liefert der Film nicht, und wer die Themen im privaten oder beruflichen Umfeld selbst schon bis zum Umfallen diskutiert hat, könnte genervt mit den Augen rollen, denn „das hatten wir doch alles schon“. Wer diese Auseinandersetzung bisher aber gescheut hat, weil das Berufsleben vielleicht schon hinter einem liegt, könnte hier durchaus ein paar Impulse mitnehmen. Für die besten Szenen sorgt zuverlässig Elyas M’Barek als Overachiever mit Selbstoptimierungszwang, auch wenn seine Figur die Grenze zur Parodie mehr als einmal überschreitet. Auch die Darstellung des Alltags in der Familie, deren Mitglieder sich immer weiter voneinander entfernen, ist stimmig gelungen. Insgesamt wäre jedoch etwas mehr Provokation und Mut wünschenswert gewesen, um das Ergebnis nicht allzu brav dastehen zu lassen.

 

Blu-ray Extras:

    • Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte
    • Audiokommentar mit Simon Verhoeven
    • Interviews mit Cast & Crew (46 min)
    • Making of (9 min)
    • B-Roll (6 min)
    • Musikvideo „Weekend Feeling“ (Die Fantastischen Vier)
    • 4 Kinotrailer zum Film
    • Trailer zu 5 weiteren Titeln

 

Ninas Filmwertung

Ensemble-Komödie über Wokeness und Cancel-Culture, der etwas mehr Bissigkeit nicht geschadet hätte.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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