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Das Wiegenlied vom Totschlag

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Das Wiegenlied vom Totschlag (4k UHD & Blu-ray)

Soldier Blue

USA 1970

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 115 Min.

Vertrieb: Studiocanal

VÖ-Datum: 18.07.2024

Filmzine-Review vom 10.08.2024

Der Soldat Honus Gent (Peter Strauss) und die weiße Frau Cresta Lee (Candice Bergen), die von den Cheyenne entführt und zwei Jahre lang festgehalten wurde, überleben einen Angriff der Indianer auf eine Kavallerie-Einheit. Während sich das ungleiche Duo in der Wildnis durchschlagen muss, verliebt sich der Soldat langsam in die junge Frau, die allerdings nicht besonders viel Sympathien für die Aktivitäten der US-Kavallerie hegt. Erst recht nicht, als ein blutrünstiger Offizier einen Überfall auf ein Indianerdorf plant, bei dem Männer, Frauen und Kinder massakriert werden…

In den späten 1960ern hatte der klassische Hollywood-Western mit John Wayne und Co längst an Popularität verloren. Es tauchten nun Filmemacher auf, die mit längst überholten Indianer-Klischees aufräumen und stattdessen über die wenig ruhmreiche Geschichte aufklären wollten. Das entscheidende Jahr war hier 1970, wo mit Arthur Penn (Little Big Man), Elliot Silverstein (A Man Called Horse) und Ralph Nelson mit Das Wiegenlied vom Totschlag (Original: Soldier Blue) gleich drei Regisseure eine kritische Neubetrachtung wagten. Little Big Man ist von diesem Trio mit Abstand der beste Film (mit Dustin Hoffman), doch Das Wiegenlied vom Totschlag erlangte mit einer brutalen fünfzehnminütigen Schluss-Sequenz einen berühmt-berüchtigten Ruf. Der kontroverse Höhepunkt des Films bezieht sich auf das Sand Creek Massaker im Jahr 1864, bei dem die Kavallerie ein Cheyenne-Lager dem Erdboden gleichmachte. Dabei spart der Western nicht mit expliziten Bildern und zeigt die verstümmelten Leichen der getöteten Indianer. Nelsons Darstellung der „heiligen“ Kavallerie als blutrünstige Irre, die Kinder und Frauen niedermetzeln, erschütterte einen der ältesten Filmmythen Amerikas. Zudem wurde Soldier Blue mit seinen recht offensichtlichen Vietnam-Parallelen (Stichwort My Lai) zu einem der radikalsten Filme seiner Zeit. Zum Meisterwerk-Status reicht es trotzdem nicht, denn der Film ist zum einen nicht besonders gut gealtert und leidet unter einigen bizarren Fehleinschätzungen des Regisseurs, wie z. B. dem unpassend fröhlichen Soundtrack sowie den schwachen Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Außerdem bleibt es unverständlich, dass die Native Americans, um die es hier eigentlich geht, allesamt als Randfiguren auftreten.

Die 4K-Premiere zeigt den Western in deutlich verbesserter und erstaunlich homogener Bildqualität. Insbesondere die Panoramaaufnahmen der Landschaft überzeugen mit hervorragender Tiefenschärfe. Die unveränderte 2.0 Mono-Tonspur reißt hingegen keine Bäume aus. Bei den Extras hat sich immerhin etwas getan: Neben einem Audiokommentar mit zwei Filmkritikern äußert sich auch Hauptdarstellerin Candice Bergen in einem neuen Interview zum Film.

 

4K UHD & Blu-ray Extras:

    • Audiokommentar mit Filmkritiker Steve Mitchell und Howard S. Berger
    • Interview mit Schauspielerin Candice Bergen (12 min)

 

Marcs Filmwertung

Drastischer, kontrovers diskutierter Spätwestern, der im Finale ein berüchtigtes Massaker an den Indianern nachstellt. Schauspielerisch eher mäßig und die Romanze will nicht so recht zum Rest des Films passen.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
Beste Serie aller Zeiten: The Wire

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