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Der Prozess

© Studiocanal

Der Prozess (6oth Anniversary – Remastered Edition)

The Trial

Frankreich / Deutschland / Italien 1962

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 119 Min.

Vertrieb: Studiocanal

Filmzine-Review vom 30.12.2022

Der Büroangestellte Josef K. (Anthony Perkins) gerät in einen bürokratischen Albtraum, als er eines Tages ohne erkennbaren Grund in seinem kleinen Apartment verhört und verhaftet wird. Aufgebracht erkundigt sich Joseph bei der Polizei, der Justiz, seinem Anwalt (Orson Welles) und seinen Nachbarn, um mehr über die Hintergründe seines Vergehens zu erfahren. Ein auswegloses Unterfangen, denn je tiefer er bohrt, desto abstrakter und ominöser gestaltet sich sein Fall. Gefangen in einer albtraumhaften Welt kämpft Joseph gegen alle Widerstände, ohne zu erfahren, weshalb er überhaupt angeklagt wurde…

Hat man den großen Orson Welles zu Lebzeiten nach seinem persönlichen Lieblingsprojekt befragt, so lautete die Antwort vielleicht etwas überraschend: Der Prozess. Und eben nicht Citizen Kane, der vermeintlich beste Film aller Zeiten. Welles’ Interpretation von Franz Kafkas Klassiker der Weltliteratur zeichnet sich durch eine ausgefeilte Schwarz-Weiß-Bildsprache aus, die ihrer Zeit wahrscheinlich weit voraus war. Mit seinem französischen Kameramann Edmund Richard erweist sich Welles einmal mehr als Meister der Lichtgestaltung und schafft düster-expressionistische Kompositionen, die den kafkaesken Grundton der Vorlage eindrucksvoll widerspiegeln. Dabei werden die Schauplätze – stereotype Wohnblöcke, gigantische Großraumbüros und enorme Gerichtssäle, die das Individuum auf eine verschwindend kleine Größe zusammenschrumpfen lassen – maximal deprimierend eingefangen. Welles fand mit dem ausgedienten Pariser Gare d’Orsay hierfür die perfekte Dreh-Location. In der Hauptrolle ist der schmächtige Anthony Perkins, der ähnlich überzeugend nervös und unbeholfen wie in seiner Psycho-Paraderolle als Norman Bates agiert, ein weiterer Glücksgriff.

Der Prozess wurde pünktlich zum 60. Jubiläum von Studiocanal und der Cinémathèque française komplett neu restauriert. Das Bild, das nur minimale Spuren von Filmkorn zeigt, wirkt jetzt noch sauberer und detailreicher als bei älteren Veröffentlichungen. Die Extras sind identisch geblieben. Unbedingt sehenswert ist natürlich die knapp einstündige Doku „This Is Orson Welles“ aus dem Jahr 2015 mit O-Tönen anderer Regie-Größen und Welles-Verehrer wie Martin Scorsese oder Peter Bogdanovich.

 

Blu-ray Extras:

    • Dokumentation – This is Orson Welles (53 min)
    • Orson Welles, Lichtarchitekt (23 min)
    • Interview mit Steven Berkoff (13 min)
    • Geschnittene Szene (7 min)
    • Originaltrailer
    • Trailer 2022 (4k restauriert)
    • Wendecover

 

Marcs Filmwertung

Meisterhafte Kafka-Interpretation von Orson Welles: Ein Alptraum-Labyrinth in Schwarz-Weiß, aus dem es kein Entkommen gibt.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
Beste Serie aller Zeiten: The Wire

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