Freibad

© Constantin Film / HIghlight

Freibad

D 2022

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 102 Min.

Vertrieb: Constantin Film / HIghlight

VÖ-Datum: 09.02.2023

Filmzine-Review vom 13.02.2023

Im sommerlichen Frauen-Freibad herrscht eingespielte Routine. Gabi und Eva (Maria Happel, Andrea Sawatzki) belegen stets ihren Stammplatz unter dem Fliegenpilz-Sonnenschirm, beäugen die anderen Besucherinnen und halten sich selbst für die heimlichen Stars der Liegewiese. Studentin Yasemin (Nilam Farooq, Contra) zieht im Burkini ehrgeizig ihre Bahnen. Ihre Kommilitonin Paula (Julia Jendroßek) findet Yasemin toll und sich selbst wahnsinnig aufgeschlossen und tolerant. Bis eines Tages eine Gruppe reicher Araberinnen in Vollverschleierung das Gefüge ins Wanken bringt. Bademeisterin Steffi (Melodie Wakivuamina), der/die genderfluide Kim vom Kiosk und Würstchengrill (Nico Stank) und die fitnessverrückte Freibadbetreiberin Rocky (Lisa Wagner, Die Wespe) können über die hysterischen Badegäste nur den Kopf schütteln…

In Freibad inszeniert Doris Dörrie selbiges als Mikrokosmos der deutschen Gesellschaft. Hier werden die Debatten um Genderidentität, Körperbild, (Selbst-)Darstellung des weiblichen Körpers, Migration und Verhüllungsregimes im Kleinen ausgetragen. Ähnlich wie Waldorf und Statler von der Muppet-Show kommentieren Gabi und Eva jeden Schwimm- und Atemzug der Besucherinnen und erheben sich zu Richterinnen über das, was erlaubt, angemessen und anständig ist. Ab wann gewisse Grenzen überschritten werden, entscheiden sie. Hin und hergerissen, ob sie Yasemin, die sich in ihrem Neopren-Burkini ganz offensichtlich wohlfühlt, von ihren patriarchalischen Fesseln befreien müssen oder doch lieber demonstrativ barbusig an ihr vorbeischwimmen sollen, kommt es immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen im und neben dem Becken. Denn jede hier hält sich für tolerant, fühlt sich aber durch die Lebensweise der anderen doch irgendwie bedroht, jede kann austeilen, aber einstecken eher nicht so gut. Das gilt für alle Beteiligten. Auch wenn Doris Dörrie in dieser Hinsicht gut beobachtet und ihre Botschaft ankommt, hat Freibad nicht den nachdringlichen Effekt, den die Dramödie haben könnte. Die ewig gleichen Themen und Rangeleien nutzen sich schnell ab, der Humor ist seicht (siehe der alberne Polizeieinsatz), Scharfsinnigkeit und Tiefgang fehlen. Für Dörrie eher ein kleiner Sekundärfilm, der aber immerhin Lust auf die bevorstehende Freibadsaison macht.

 

Blu-ray Extras:

    • Hörfilmfassung
    • Interviews mit Cast & Crew (25 min)
    • Live aus dem Freibad, 8-teilig (5 min)
    • 10 ungenutzte Szenen (9 min)
    • Trailer zum Film
    • Trailer zu 8 weiteren Titeln
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Das Freibad als Arena, in dem die großen Kontroversen unserer Gesellschaft ausgefochten werden – nicht immer restlos überzeugend.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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