Im Westen Nichts Neues (4K UHD & Blu-ray Mediabook)
All Quiet on the Western Front
D / GB / USA 2022
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 147 Min.
Vertrieb: Capelight Pictures
VÖ-Datum: 31.03.2023
Filmzine-Review vom 30.03.2023
Deutschland 1917: Nach bestandenem Abi meldet sich der junge Paul Bäumer (starkes Debüt: Felix Kammerer) voller Vorfreude und mit einer gehörigen Portion Hurra-Patriotismus zusammen mit seinen Klassenkameraden für den Einsatz an der Westfront. Innerhalb kürzester Zeit wird der junge Gefreite mit dem grausamen Alltag des Krieges konfrontiert. Schon bald verliert er in den Schützengräben und auf den Schlachtfeldern seine ersten Schulfreunde. Der einstige Idealist verbittert zusehends und versucht mit Hilfe seines erfahrenen Kameraden Kat (Albrecht Schuch), den täglichen Horror zu überleben…
Während Im Westen nichts Neues seit seiner Premiere global gefeiert, gelobt und auf höchster Ebene prämiert wurde (4 Oscars!), fiel die Beurteilung in Deutschland weniger wohlwollend aus: Es wurde in erster Linie genölt, gemeckert und überwiegend kritisiert. Das ist ein wenig schade, denn Regisseur Edward Berger findet für die mittlerweile dritte Verfilmung (nach dem US-Klassiker von 1930 und einer britischen TV-Fassung aus den späten 1970ern) des weltberühmten Romans von Erich Maria Remarque durchaus einen eigenen Ansatz. Die Neuauflage lässt das Publikum in die Stiefel des Protagonisten schlüpfen und erfasst die schockierenden Grausamkeiten in den Schützengräben bis ins kleinste Detail. Bei einigen Dingen nimmt sich der Film gegenüber der Vorlage bewusst künstlerische Freiheiten. Neu ist z. B. die Ebene der Waffenstillstandsverhandlungen (mit Daniel Brühl als dt. Unterhändler Matthias Erzberger) von Compiègne im November 1918, die als zusätzlicher historischer Hintergrund durchaus Sinn macht. Auch das berühmte Ende des Buches („Er fiel im Oktober 1918, an einem Tag, der so ruhig war…dass der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden“) fällt im Film deutlich dramatischer und ein wenig Hollywood-like aus. Hier stirbt Bäumer in der allerletzten Minute vor dem Waffenstillstand, weil ein Blut-und-Ehre-General (Devid Striesow) seine Soldaten in eine finale sinnlose Schlacht schicken musste. Eine weitere Änderung bietet der furiose Prolog aus der Sicht eines namenlosen Rekruten, der an der Front im Kugelhagel getroffen wird. In einer bemerkenswerten Montage verfolgt die Kamera dann die Reise der Uniform des getöteten Soldaten, die erst von Schlamm und Blut gereinigt wird und dann neu aufbereitet in die Heimat geschickt wird (und bei Paul landet). Selten wurde die unaufhaltsame und unmenschliche Kriegsmaschinerie so eindringlich und kalt dargestellt wie in dieser Sequenz. Unterm Strich ein Anti-Kriegsfilm, der unter die Haut geht und sich mit neuen und alten Klassikern des Genres wie Wege zum Ruhm oder 1917 messen kann.
Schon bei Netflix sah Im Westen nichts Neues zumindest im Premium-Abo sehr gut aus. Die schicke Mediabook-Premiere im 4K UHD-Format legt nochmal eine Schippe drauf. Der exzellente 2160p, HDR10-Transfer lässt feine Details und Texturen förmlich aus dem Bildschirm springen, z. B. in der Sequenz in der sich Paul schlammverschmiert ein Duell auf Leben und Tod mit einem französischen Soldaten in einem Granattrichter liefert. Auch die insgesamt eher gedämpfte Farbpalette kann voll überzeugen. Neben dem Vorzeigebild bietet die UHD-Disc in der deutschen Originalversion einen bombastischen Dolby-Atmos-Sound, der von der ersten Sekunde an ein perfektes, jederzeit präsentes Klangbild erzeugt. Herausragend sind sicherlich die Szenen auf dem Schlachtfeld mit dem üblichen Mix aus Dauerfeuer und Explosionen, doch auch in ruhigeren Momenten oder wenn etwa die eher spärliche, oscarprämierte Filmmusik zum Einsatz kommt, ist der Track perfekt abgemischt. Vielleicht die beste Tonspur seit Fury Road. Die Extras hätten durchaus noch umfangreicher sein können, wenngleich sich sowohl der recht technische Audiokommentar mit Regisseur Berger als auch das Making of lohnen.
4K UHD & Blu-ray Extras:
- Audiokommentar mit Regisseur Edward Berger
- Making of / Behind the Scenes (18 min)
- Dt Trailer, US Trailer & Internationaler Trailer
- Teaser
- 24-seitiges Booklet
Marcs Filmwertung
And the Oscar goes to: Eindringliches, jederzeit authentisches Anti-Kriegsdrama in überwältigender Ton- und Bildqualität.
- The Exorcism - 2. November 2024
- A Killer’s Memory - 28. Oktober 2024
- Boy Kills World - 24. Oktober 2024
- Der Untergang - 18. Oktober 2024
Leserwertung
Trailer
Klick auf das Video-Vorschaubild stellt eine Verbindung zu YouTube her und setzt YouTube-Cookies auf Deinem Rechner. (Weitere Datenschutzinfos.)
Cast & Crew
Schauspieler: Aaron Hilmer, Albrecht Schuch, Daniel Brühl, Devid Striesow, Edin Hasanovic, Felix Kammerer
Musik: Volker Bertelmann
Produzent(en): Malte Grunert, Daniel Marc Dreifuss, Edward Berger