Only Lovers Left Alive

© Pandora Film

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Only Lovers Left Alive

D | Frankreich | USA | Zypern 2013

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 118 Min.

Studio: Recorded Picture Company (RPC)

Vertrieb: Pandora Film

Filmzine-Review vom 13.07.2014

Die Vampire Eve (Tilda Swinton) und Adam (Tom Hiddleston) führen – den Gepflogenheiten des 21. Jahrhunderts angemessen – eine Fernbeziehung. Während Eve in der Altstadt von Tangier lebt, hat sich Adam in einer Detroiter Villa von der Außenwelt abgeschottet. Dort gibt er sich seiner Leidenschaft für alte Instrumente und düstere Rockkompositionen hin. Die Banalitäten der modernen Gegenwart lassen ihn allerdins in Depressionen verfallen und das Ende seiner Unsterblichkeit herbeisehnen. Eve fliegt nach Detroit, um ihrem Liebsten zur Seite zu stehen. Die traute Zweisamkeit wird gestört, als Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) aus LA spontan zu Besuch kommt…

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Jim Jarmusch ist mit dem poetisch betitelten Only Lovers Left Alive ein ganz großer Wurf geglückt, der glatt das Zeug zum Kultfilm hat. Gebildetere Vampire hat die Filmwelt noch nicht gesehen: Eve spricht unzählige Sprachen und kann jedes noch so unscheinbare Unkraut beim lateinischen Namen nennen. Adam hat schon für Schubert komponiert und mit Mary Shelly und Lord Byron diskutiert. Wer jahrhundertelang auf diesem Planeten lebt, muss schließlich zusehen, dass ihm nicht langweilig wird. Viel zu ordinär ist den beiden auch der Biss in den menschlichen Hals, sie trinken ihre Blutkonserven stilvoll aus geschliffenen Likörgläschen. Umso deprimierender ist für die Schöngeister die Oberflächlichkeit der heutigen Welt und umso weniger wollen sie mit den „Zombies“, wie sie die Menschen nennen, zu tun haben. Ihre Ausflüge durch das nächtliche, ausgestorben wirkende Detroit haben etwas Romantisches und gleichzeitig Einsames und Verlorenes. Neben dem morbiden Charme der untergegangenen Autostadt tragen die mal trocken-ironischen, mal philosophisch-tiefgründigen Dialoge sowie der Soundtrack von Jarmuschs eigener Band Sqürl zur einzigartigen Atmosphäre des Liebesfilms bei. Wen also bisher der ungeschickt geschnittene Trailer abgeschreckt hat, lasse sich hier eines besseren belehren: Only Lovers Left Alive ist ein nachhaltig wirkender, ganz besonderer Liebesfilm, den man so schnell nicht vergisst.

Wer die Stimmung des Films noch etwas nachhallen lassen will, kann sich das Musikvideo „Hal“ von Yasmin Hamdan ansehen. Die Underground-Elektro-Künstlerin aus dem Libanon steht kurz vor der internationalen Karriere – Jim Jarmusch hat sie jetzt schon entdeckt und lässt sie gegen Ende des Films mit einem ihrer Songs auftreten. Wie Adam wehrt sich offenbar auch Jarmusch gegen neumodische Errungenschaften wie HD-Sound und präsentiert die Tonspuren wahlweise in 2.0 oder 5.1. Ärgerlich sind die deutschen Zwangsuntertitel für die Originalfassung.

 

Ninas Filmwertung

Poetisch, intelligent, humorvoll, kritisch, ästhetisch – ein Vampirfilm der anderen Art.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Pandora Film kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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