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Parasite

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Parasite

Südkorea 2019

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 132 Min.

Vertrieb: Koch Films

Filmzine-Review vom 06.04.2020

Die vierköpfige Familie Kim haust auf engstem Raum in einer winzigen Kellerwohnung. Mit Gelegenheitsjobs wie Pizzakarton-Falten halten sie sich mehr schlecht als recht über Wasser. Ein Freund vermittelt Sohn Ki-woo überraschend eine Stelle als Nachhilfelehrer in der Villa der superreichen Familie Park. Kurz darauf gelingt es dem einfallsreichen Jungen, seine Schwester Ki-jung als Kunstpägagogin für den vermeintlich hochbegabten Park-Sohn einzuschleusen. Und Anstellungen für seinen Vater und seine Mutter würden sich in dem Haushalt auch bieten, nur müssten dazu erst die aktuellen Bediensteten aus dem Weg geräumt werden. Alles läuft zunächst nach Plan, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und den Kims entgleiten die Zügel…

Bei der Oscar-Verleihung 2020 brach Bong Joon Ho gleich mehrere Erstlingsrekorde. Sichtlich gerührt und in aller Bescheidenheit nahm er die Auszeichnung für den besten fremdsprachigen Film und dann auch noch für das beste Original-Drehbuch entgegen. Aus allen Wolken fiel er im Anschluss noch zwei weitere Male, als er nicht nur die Trophäe für die beste Regie bekam, sondern – Premiere in Hollywood – Parasite als nicht-englischsprachiger Film auch noch die Kategorie Bester Film für sich entscheiden konnte. Damit ist Bong der erste Filmschaffende, der an einem Abend vier Oscars für denselben Film gewinnt (Walt Disney erhielt 1954 auch vier Auszeichnungen, allerdings für verschiedenen Filme).

Parasite ist eine überaus clevere und gleichzeitig spannende Sozialsatire. In unserer Gesellschaft klafft auf allen Kontinenten eine Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Unter- und Oberschicht. Da die Parks so sehr damit beschäftigt sind, ihren eigenen Status zu verteidigen, das Gesicht zu wahren und sich nur mit dem Besten zufrieden zu geben (sehr oft äußert sich dies in Spielzeug oder anderen Artikeln, die „aus Amerika“ kommen und daher wohl besonders hochwertig sein müssen), bemerken sie nicht, wie sie von den Kims regelrecht infiltriert werden. Nur der Unterschichten-Geruch, der ihnen immer wieder in die hoch erhobenen Nasen dringt, fällt ihnen auf. Der Scam, den man in der ersten Hälfte des Films noch amüsiert verfolgt, schlägt in der zweiten Hälfte in einen Home-Invasion-Thriller der anderen Art um. Vergleiche mit Hitchcock werden für Thriller gern und häufig bemüht, sind in 99% der Fälle allerdings haltlos. Bong Joon Ho hingegen dürfte man durchaus im selben Satz erwähnen – zumal mit Voyeurismus und dem strategischen Einsatz von Treppen gleich zwei typische Hitchcock-Motive bedient werden. Regie- und Kameraarbeit sind von höchster Präzision, die sehr gedämpfte Farbpalette spiegelt die unheilvolle Stimmung, die über dem Geschehen schwebt, perfekt wider.

In der südkoreanischen Film- und Serienlandschaft tut sich aktuell einiges. Parasite dürfte zum Paradebeispiel und zur Stilikone für die neue Generation des koreanischen Kinos werden.

 

Blu-ray Extras:

    • Pizzaschachtel-Video (1 min)
    • Dt. und Original-Kinotrailer zum Film
    • TV-Spots, Teaser, Character-Teaser
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Ungewöhnlich und überraschend: sehr clever inszenierte Gesellschaftssatire und der große Gewinner der Oscars 2020.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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