The Wrestler
USA 2009
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 105 Min.
Studio: Wild Bunch
Vertrieb: Arthaus | Kinowelt Home Entertainment
Filmzine-Review vom 21.08.2009
Vor 20 Jahren war Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) im Wrestler-Zirkus eine ganz große Nummer mit Auftritten im Madison Square Garden, Heerscharen von Fans und einer nach ihm benannten Spielzeug-Figur. Der Glanz vergangener Tage ist mittlerweile längst verflogen. Der Ex-Star kämpft bei kleinen Veranstaltungen mehr mit seinem zerschundenen Körper als mit seinen Gegnern und kann für seinen ärmlichen Wohn-Trailer kaum die Miete aufbringen. Nach einem Herzinfarkt droht auch noch das endgültige Karriere-Ende. Schwer gezeichnet scheint Robinson dann tatsächlich Vernunft anzunehmen und nimmt einen Job im Supermarkt an. Außerdem freundet er sich mit einer Stripperin (Marisa Tomei) an und sucht den Kontakt zu seiner verlorenen Tochter Stephanie (Rachel Evan Wood)…
Mit Filmen wie Diner und Angel Heart galt Mickey Rourke in den 80ern als eine der größten Schauspieler-Hoffnungen seiner Generation. Wenig später zog sich Rourke überraschend aus dem Filmgeschäft zurück und begann eine erfolglose Karriere als Boxer. In den 90ern kam dann der totale Absturz mit Drogen-Exzessen, Scheidung etc. und erst vor einigen Jahren folgte mit Mini-Rollen die zaghafte Rückkehr ins Filmgeschäft. Als Wrestler schafft Rourke nun ein in jeder Hinsicht beachtliches Comeback. Weit entfernt vom Rocky-Pathos gelingt ihm eine authentische und zu Herzen gehende Performance, die zu Recht mit einer Oscar-Nominierung belohnt worden ist. Es ist ergreifend zu sehen, wie Rourke als abgewrackter Fighter, der längst ein Hörgerät und Lesebrille braucht, seinen Körper mit allen möglichen Schmerzmitteln und Stereoiden vollpumpt, um sich auf der Matte brutalen Schaukämpfen (Stichwort Tacker) zu stellen. Auch abseits des Rings lauern schwierige Herausforderungen, etwa im Supermarkt, wo Rourke als Verkäufer an der Fleischtheke seine blond gefärbte Mähne unter einem Haarnetz versteckt und sich permanent von seinem Vorgesetzen anschnauzen lassen muss. Trotz der geballten Trostlosigkeit ist The Wrestler keineswegs nur deprimierend. Der Blick hinter die Kulissen des Sports ist zwar nüchtern, zeigt aber auch überraschend charmante und witzige Seiten, z.B. die ausgesprochen gute Kameradschaft unter den Wrestlern. Hinter der Kamera rehabilitiert sich Regisseur Darren Aronofsky für seinen aufgeblasenen Esoterik-Flop The Fountain: In unmittelbaren, semidokumentarischen Bildern rückt er seinem alternden Spandex-Veteranen zwar ganz dicht auf die Pelle, bewahrt dabei aber stets dessen nicht zu erschütternde Würde.
Das ausführliche Making of zeigt einige Deleted Scenes und vermittelt einen ausgezeichneten Eindruck über die Dreharbeiten der Indie-Produktion. Das einstige Enfant Terrible Mickey Rourke gibt sich zudem in einem viertelstündigen Interview die Ehre.
Marcs Filmwertung
Die Kehrseite des American Dream: Emotionales wuchtiges Loser-Drama mit einem herausragenden Mickey Rourke.
- Maria - 24. Juni 2025
- Eraserhead - 16. Juni 2025
- Starman - 13. Juni 2025
- September 5 - 4. Juni 2025
Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Evan Rachel Wood, Marisa Tomei, Mickey Rourke
Musik: Clint Mansell
Produzent(en): Scott Franklin, Darren Aronofsky