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Andrea lässt sich scheiden

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Andrea lässt sich scheiden

Österreich 2024

FSK: ab 6 Jahren

Länge: ca. 94 Min.

Vertrieb: Majestic Home Entertainment

VÖ-Datum: 22.08.2024

Filmzine-Review vom 01.09.2024

Beim 50. Geburtstag ihres Kollegen trifft Andrea (Birgit Minichmayr) ihren Noch-Ehemann Andy (Thomas Stipsits) wieder, den sie vor Kurzem verlassen und mit dem sie seitdem kein Wort mehr gewechselt hat. Nach einer schief gelaufenen Aussprache fährt Andrea heim. Abgelenkt durch einen Anruf überfährt sie auf der Landstraße einen torkelnden Passanten – es ist Andy. Andrea begeht Fahrerflucht und ist umso überraschter, als die Polizei ihr einen ganz anderen Unfallverursacher präsentiert: den Religionslehrer Franz Leitner (Josef Hader), der die Leiche offenbar ein zweites Mal überfahren hat und sich schuldig wähnt…

Josef Hader hat seine zweite Regiearbeit nach Wilde Maus in der niederösterreichischen Provinz angesiedelt, die so gar nicht zum idyllischen Bild passen will, dass wir von unseren südöstlichen Nachbarn haben. Das Kaff ähnelt eher dem tristen Niederkaltenkirchen aus der Eberhofer-Reihe. Verkommene Häuser, eine nichtssagende platte Landschaft, gähnende Leere. Die jungen Menschen sind in die Stadt gezogen, die alten schieben sich bei den Schlagerpartys in der traurigen Dorfdisco sturzbetrunken über die Tanzfläche. „Des is a Schaaßgegend“, formuliert es Kollege Georg (Thomas Schubert) in einer Szene treffend. Genau deshalb will Andrea sich auch nach St. Pölten versetzen lassen – und auch weil sie hofft, dass ihr Beruf noch Aufregenderes bereithält, als hinter der Hügelkuppe auf Temposünder zu warten. Um die Scheidung aus dem Titel geht es in Andrea lässt sich scheiden also eigentlich gar nicht, sondern vielmehr um die Frage nach und den Umgang mit Schuld und um die verborgenen Seiten der Figuren, die erst in Extremsituationen ans Tageslicht kommen. Verpackt ist das Ganze in trockene, lakonische Dialoge, die übertragen auf den Mittleren Westen der USA wohl am ehesten auch von den Coen-Brüdern stammen könnten. Haders Stärke in dieser Hinsicht zeigt sich besonders in den wortkargen Gesprächen zwischen der von ihrem schlechten Gewissen geplagten Polizistin und dem Religionslehrer, der für seine Tat büßen möchte und schon den Koffer fürs Gefängnis gepackt hat. Dass der trockene Alkoholiker praktisch umsonst rückfällig geworden ist, macht seine Figur umso tragischer. Birgit Minichmayr schultert den gesamten Film und harmoniert wunderbar mit dem Regisseur in der Rolle des vermeintlich schuldigen Lehrers.

 

Extras:

    • Trailer zum Film
    • 6 Teaser
    • 6 Clips mit Josef Hader (8 min)
    • Hörfilmfassung
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Josef Haders zweite Regiearbeit ist eine schwarzhumorige Mischung aus Tragödie, Charakterstudie und Anti-Heimatfilm.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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