Carol

© Universum Film GmbH

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Carol

USA, GB, Frankreich 2015

FSK: ab 6 Jahren

Länge: ca. 118 Min.

Studio: Number 9 Films

Vertrieb: Universum Film GmbH

Filmzine-Review vom 13.05.2016

New York in den 1950er Jahren. In der Spielwarenabteilung eines großen Kaufhauses begegnen sich die elegante Carol (Cate Blanchett) und die junge Verkäuferin Therese (Rooney Mara) zum ersten Mal. Zum Dank für die gute Beratung und weil Therese ihr die vergessenen Handschuhe zukommen lässt, lädt Carol das junge Mädchen zum Essen und später auch zu einem Wochenende am Meer ein. Therese akzeptiert – und weiß zunächst vermutlich nicht einmal, warum. Carols Verführungstaktik geht schließlich auf, doch die Beziehung der beiden Frauen steht nicht nur wegen gesellschaftlicher Zwänge unter keinem guten Stern. Carol droht aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen Eskapaden das Sorgerecht für ihre Tochter zu verlieren…

Den Roman „Salz und sein Preis“ veröffentlichte Patricia Highsmith 1952 unter einem Pseudonym. Erst 1990 wurde er mit dem Titel Carol unter ihrem richtigen Namen neu aufgelegt. Aber Patricia Highsmith wäre nicht Patricia Highsmith, wenn sie uns hier eine schnöde Liebesgeschichte vorsetzen würde, bei der nicht wenigstens ein Protagonist nicht ganz richtig tickt. Dieser Part kommt hier Carol zu, die ihre Überlegenheit durch ihr Alter, ihre Lebenserfahrung, ihren sozialen Status und den damit verbundenen Reichtum ausnutzt und in der Beziehung klar dominiert. Therese wird zum Spielball von Carols Launen und Bedürfnissen, wird mal fallen gelassen und mal wieder herbeizitiert. Unter diesem Aspekt ist auch das vermeintliche Happy End durchaus differenziert zu betrachten.

Und Todd Haynes wäre nicht Todd Haynes, wenn er sich nicht an Kostümen und Kulissen austoben würde. Wie schon bei Dem Himmel so fern hüllt er alles in die gedämpften Pastelltöne der Epoche. Jedes Auto ist auf Hochglanz poliert, jedes Accessoire vom Seidentuch bis zur Handtasche ist perfekt auf das Outfit abgestimmt. Die Kameraperspektiven, bei denen oft Fensterrahmen oder Türspalten das Geschehen einrahmen, symbolisieren die Eingeengtheit seiner Figuren. Erst mit dem gemeinsamen Roadtrip öffnet sich der Blickwinkel mit jedem Stückchen Freiheit, das sich die beiden erarbeiten.

Für beide Protagonistinnen gab es eine Oscar-Nominierung: Cate Blanchett ist wie geschaffen für die kühle, unnahbare Frau von Welt. Ebenso passt die kindlich wirkende Rooney Mara perfekt in die Rolle der naiven Verkäuferin mit Fotografinnenambitionen – von Lisbeth Salander keine Spur.

Zahlreiche Interviews mit sämtlichen Beteiligten vor und hinter der Kamera bringen es auf eine Gesamtlänge von knapp 80 Minuten. Interessant sind dabei zum Beispiel die Ausführungen der Bühnenbildnerin, die viele Hintergrundinfos zur optischen Gestaltung des Films gibt. Der hervorragende Farbtransfer der Blu-ray transportiert einen direkt 60 Jahre in die Vergangenheit.

 

Ninas Filmwertung

Fein beobachtetes und grandios gespieltes Liebesdrama im repressiven Amerika der 1950er Jahre.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Universum Film GmbH kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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