Der Schuh des Manitu (Extra Large)

© BMG Video

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Der Schuh des Manitu (Extra Large)

D 2001

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 88 Min.

Studio: Constantin Film | Seven Pictures | HerbX Film

Vertrieb: BMG Video

Filmzine-Review vom 28.01.2003

Abahachi (Michael „Bully“ Herbig), Häuptling der Apachen, hat einen Lebenstraum – ein eigenes „Stamm“-Lokal. So kommt es, dass er und sein Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) für ein vermeintlich einmaliges Immobilienangebot beim benachbarten Schoschonen-Häuptling „Listiger Lurch“ einen Kredit aufnehmen. Dank des hinterhältigen Maklers Santa Maria (Sky Dumont) löst sich der Deal jedoch in Wüstenstaub auf und Abahachi & Ranger stehen schon bald am Marterpfahl der Schoschonen, hochverschuldet und unter Mordanklage. Die Lage scheint aussichtslos – doch da erinnert sich Abahachi an seine geheime Schatzkarte, die Gold und Erlösung verspricht…

Multitalent Michael „Bully“ Herbig (hier: Co-Autor und -Produzent, Regisseur sowie Hauptdarsteller in einer Doppelrolle, er spielt neben Abahachi dessen schwulen Zwillingsbruder Winnetouch) hat nach Erkan & Stefan wieder zugeschlagen und dem deutschen Kino einen der bislang erfolgreichsten Filme aller Zeiten beschert. Ein Erfolg, der sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzt. Da wäre zu allererst die durchweg geniale Besetzung bis in die Nebenrollen – ob Bullys göttlicher Partner Christian Tramitz als Old Shatterhand-Verschnitt, Sky Dumont als verrucht-schmieriger Schurke oder Marie Bäumer als lasziv-naives, barbusiges Cowgirl „Uschi“ – hier stimmt einfach alles. Aber auch die hochprofessionelle Kameraführung, der Schnitt und Bullys akribische Regiearbeit mit unverkennbarer Liebe zum Detail zaubern ein bitter-ironisches und doch authentisches Westernszenario auf die Leinwand, das nahezu internationales „Hollywood“-Flair verbreiten kann.

Dass Der Schuh des Manitu dennoch nicht als innovatives Meisterwerk der Comedy in die Annalen eingehen wird, verdankt der Streifen seinem teilweise unterirdischen Unterhaltungsniveau. Zwar lässt die rasant erzählte Story zu keinem Zeitpunkt größere Langeweile aufkommen, doch können echte Highlights wie die brüllend komischen „Ehestreitigkeiten“ der beiden Blutsbrüder Abahachi und Ranger nicht über den in anderen Szenen geradezu hirnlosen Klamauk hinwegtrösten. Die aus der Bullyparade bekannte und geschickt integrierte Figur des Griechen Dimitri („Ich glaube, ich habe eine Morgana Fata!“), gespielt von Rick Kavanian, überzeugt und sorgt ein ums andere Mal für herzhafte Lacher. Aber selbst gelungene „Sketche“ hinterlassen vielfach einen bitteren Beigeschmack, denn die teils schamlosen Anleihen aus Klassikern von Monty Python (z.B. Das Leben des Brian) oder auch Leslie Nielsons Die Nackte Kanone-Reihe können schon nicht mehr als stille Hommage gewertet werden. Wer sich hiervon jedoch nicht stören lässt und die Meinung vertritt, „einen guten Gag kann man auch zweimal sehen“, für den (oder die) trifft Karl „Bully“ May’s späte Erfüllung seines Cowboy-und-Indianer-Kindheitstraumes voll ins Schwarze.

Die pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2002 veröffentlichte ‚Extra Large‘-Version wirbt mit einer Fülle nachträglich gedrehter Filmszenen und mehr als eineinhalb Stunden überwiegend neuem Bonusmaterial. Was sich auf den ersten Blick sensationell interessant liest, entpuppt sich jedoch spätestens bei näherer Betrachtung als magerer Marketing-Gag. Als einzige nennenswerte Erweiterung wurde dem Schuh des Manitu XL ein gut 8minütiger Prolog verpasst, in dem u.a. Comedy-Queen Anke Engelke und Unterhaltungs-Genius Herbert Feuerstein winzige Gastauftritte haben. Weitere Szenen-Bereicherungen während des ursprünglichen Films sucht man vergeblich.

Selbst die neuen Bonusmaterialien können mit dem Original nicht ganz mithalten. Übernommen wurden der Audiokommentar, die Outtakes, das Making of VFX, entfallene Szenen sowie das Interview mit Bully, Abahachi und Winnetouch. Unter den neuen Extras finden sich wenige echte Leckerbissen, auch wenn die DVD-Ausstattung als Ganzes wieder absolut vorbildlichen Charakter hat. Um Besitzer der ‚Standard-Version‘ von Der Schuh des Manitu zu einem Zweitkauf zu animieren, reicht es aber bei weitem nicht!

 

Mikes Filmwertung

Großes deutsches Erfolgskino – „Fast food“ fürs Zwerchfell. In der XL-Version jedoch nur für Erstkäufer oder Sammel-Besessene interessant.

Mike

Mike

Serien-Gucker und Doku-Reviewer. Mit einem Faible für deutsche Filme und britischen Humor.

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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb BMG Video kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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