Laurence Anyways

© Euro Video

© Euro Video

 

Laurence Anyways

Kanada | Frankreich 2012

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 161 Min.

Studio: MK2 Productions

Vertrieb: Euro Video

Filmzine-Review vom 20.01.2014

Laurence Alia (Melvil Poupaud) und Frederique (Suzanne Clément) führen eine offenbar glückliche Beziehung – sie verstehen sich, sie ergänzen sich, sie unterstützen sich. Doch dann erklärt Laurence seiner Freundin, dass er seit seiner Kindheit eine Frau sein will und seine Lebenslüge nicht länger aufrecht erhalten kann. Freds Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, denn wie stehen die Zukunftschancen des Paars jetzt noch? So sehr sie versucht, ihrem Mann zur Seite zu stehen und zu ihm zu halten, das Scheitern ihrer Beziehung ist vorprogrammiert. Doch über die Jahre kann keiner den anderen so wirklich vergessen…

Der blutjunge kanadische Regisseur Xavier Dolan (Jahrgang 1989) legt mit Laurence Anyways bereits seinen dritten Kinofilm vor. Das Transgender-Drama fokussiert nicht ausschließlich auf den titelgebenden Protagonisten, sondern ist in weiten Teilen eine Studie der Reaktionen des unmittelbaren Umfelds von Laurence (als hätten die Eltern bei der Namenswahl etwas geahnt…). Zwangsläufig sieht man sich selbst vor die Frage gestellt: könnte die eigene Beziehung einen derartigen Einschlag aushalten, wie würden Kollegen, Eltern, Familie, Freunde reagieren? Und genau hier liegt die Stärke des ansonsten viel zu langen Films: die Reaktionen sind überaus realistisch gestreut. Nathalie Baye gibt überzeugend die innerlich zerrissene Mutter, absolut überragend jedoch ist Suzanne Clément. Geradezu furios spielt sie die Lebensgefährtin – bisweilen etwas anstrengend, aber jederzeit glaubwürdig in ihrem Zorn und Schmerz, ihrer Verzweiflung und ihrer Einsamkeit. Extreme Nahaufnahmen, die Handkamera und Zeitlupen schaffen zusätzliche Nähe zu den Figuren. Der mit glücklichem Händchen zusammengestellte 80er-Jahre-Soundtrack (Depeche Mode, Visage, The Cure) soll ebenso wenig unerwähnt bleiben wie die kapriziösen filmischen Mittel, mit denen Dolan arbeitet – so regnet es beispielsweise bunte Wäsche vom Himmel, als Fred und Laurence für eine Weile wieder vereint sind – ein schönes Bild für Hoffnung und Lebensfreude.

Dass sich der Regisseur für das veraltete 4:3-Format entschieden hat, mag man interpretieren wie man will – vielleicht wollte er das Gefühl des Eingeengtseins verstärken oder die Nähe zu den Figuren verstärken. Trotz der schon beachtlichen Länge von 160 Minuten gibt es ganze 52 Minuten entfallene Szenen mit Audiokommentar. Hinter den so genannten Clips verbergen sich quasi 9 verschiedene Trailer zum Film.

 

Ninas Filmwertung

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

Alle Reviews anschauen

Leserwertung

Eure Leserwertung:

Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Euro Video kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
Share This Post On

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert