Nächster Halt: Fruitvale Station

© Universum Film

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Nächster Halt: Fruitvale Station

Fruitvale Station

USA 2013

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 85 Min.

Studio: OG Project

Vertrieb: Universum Film

Filmzine-Review vom 02.10.2014

Die Silvesternacht 2008/2009 in Oakland, Kalifornien. Oscar und seine Freundin wollen mit ein paar Freunden zum Jahreswechsel rüber nach San Francisco fahren. In der überfüllten U-Bahn kommt es zu einer Rangelei zwischen Oscar und einem Fahrgast. An der Haltestelle Fruitvale Station zieht die Polizei einige der Jugendlichen aus dem Wagon, in der aufgehitzten Situation auf dem Bahnsteig fällt ein Schuss. Oscar wird tödlich verletzt…

Mit den Vorfällen in Ferguson, Missouri erhält Nächster Halt: Fruitvale Station traurige Aktualität. Die wahre Geschichte von Oscar Grant, dessen Erschießung das Gericht als nichtvorsätzlichen Totschlag wertete (der Polizist gab an, statt des Tasers versehentlich die Pistole gegriffen zu haben), sorgte im Nachhinein für vergleichbare Unruhen, Demonstrationen und Diskussionen über das nach wie vor sehr präsente Thema Rassismus im US-Alltag. Wie viele schwarze junge Männer konnte sich auch Filmstudent Ryan Coogler mit dem gleichaltrigen Oscar Grant identifizieren, es hätte ebensogut ihn selbst treffen können – für ihn war dies der Anlass, die Geschichte des geläuterten Kleinkriminellen zu verfilmen. Mit dem im Vorfeld erzählten letzten Tag in Oscars Leben zeichnet Coogler ein überwiegend positives Bild des Protagonisten: er hilft einem angefahrenen Hund, kauft für seine Mama ein und will ein für allemal mit der Dealerei aufhören und für seine kleine Tochter und seine Freundin da sein. Er macht jedoch keinen Hehl aus der Knast-Vergangenheit und den Fehlern des jungen Mannes, dessen Freundin ihm seinen Seitensprung noch nicht verziehen hat, und für den das Verticken von Gras weiterhin eine Verlockung bleibt. Wer wird hier also Schönmalerei oder einseitige Darstellung bemängeln wollen – Coogler zeigt, was Oscar seinen Freunden und seiner Familie – vor allem seiner Tochter und seiner Mutter – bedeutet hat und welch große Lücke sein Verlust für sie alle hinterlässt. Im unvermeidlichen Finale werden Cooglers eigene Bilder durch die Handyaufnahmen der damaligen Zeugen ergänzt und erzeugen eine kaum zu ertragende beklemmende Intensität, die schon fast körperlich weh tut. Die Situation ist unübersichtlich, chaotisch, es geht laut und hektisch zu, die Ereignisse überschlagen sich – und lassen den Zuschauer tief betroffen und mit einem sehr flauen Gefühl in der Magengrube zurück.

Zwei hochwertige Beiträge bilden den Bonusbereich: Im Feature „Die Geschichte von Oscar Grant“ kommen nicht nur Regisseur und Darsteller zu Wort, sondern auch Politjournalisten und Menschenrechtsaktivisten, die den Fall und die Begleitumstände analysieren und bewerten. Ebenfalls sehenswert ist das knapp halbstündige Gespräch, das ein Journalist mit dem gesamten Team führt.

 

Ninas Filmwertung

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Universum Film kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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