The Good Lie – Der Preis der Freiheit
The Good Lie
Kenia | Indien | USA 2014
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 110 Min.
Studio: Alcon Entertainment | Black Label Media | Blue Sky Films | Good Lie Productions | Imagine Entertainment | Reliance
Vertrieb: Constantin Film
Filmzine-Review vom 26.06.2015
Sudan, mitten im Bürgerkrieg. Mamere (Peterdeng Mongok / später Arnold Oceng) und seine Geschwister entgehen mit knapper Not den Angriffen auf das eigene Dorf, in denen ihre Eltern ums Leben kommen. Gemeinsam mit anderen Waisenkindern machen sie sich auf die Suche nach einem sicheren Ort, den sie schließlich in einem großen Flüchtlingslager kurz hinter der kenianischen Grenze finden. Nach 13 Jahren Lagerleben bekommen Mamere, seine Schwester Abital (Kuoth Wiel), Jeremiah (Ger Duany) und Paul (Emmanuel Jal) die Chance, in den USA ein neues Leben anzufangen.
Welches Leid, welche Angst und welches Elend die viel zu vielen Waisenkinder brutaler Bürgerkriege erleben mussten, kann man sich als Nachkriegseuropäer auch nicht ansatzweise vorstellen. Einen ganz, ganz kleinen Blick in die unaussprechlichen Leiden dieser jungen Kriegsopfer ermöglicht uns The Good Lie. Während wir eine kleine Gruppe Kinder, die mit mal mehr, mal weniger Erfolg ums nackte Überleben kämpfen, auf ihrem Weg ins rettende Lager begleiten, beginnen wir vorsichtig zu erahnen, wie weit diese Erfahrungen von unserem Leben entfernt sind. Und spüren gleichzeitig, wie wenig wir uns das tatsächliche Grauen wirklich vorstellen können.
Doch die unfassbare Situation in den vom Bürgerkrieg heimgesuchten afrikanischen Ländern ist kaum mehr als die Einleitung zu The Good Lie. Viel stärker macht der Film deutlich, wie kurz die westlichen Hilfsbemühungen für die Kriegsflüchtlinge greifen – und welche Herausforderung der Start in das vermeintlich bessere Leben in einem „sicheren“ Land für die einzelnen Betroffenen mit sich bringt. Denn auch wenn sie, anders als etwa illegale Einwanderer, von einer auf genau solche Neustarts spezialisierten Agentur begleitet und unterstützt werden, ist die Umstellung für die ans Lagerleben gewöhnten Kriegswaisen ein äußerst schmerzhafter Prozess, der auf beiden Seiten so manch unerwartete Erkenntnis ans Licht bringt.
Dass zwei der Darsteller aus The Good Lie das Schicksal der sudanesischen Kindersoldaten am eigenen Leib erfahren haben, ist zweifellos einer der vielen Faktoren, die das Drama des kanadischen Regisseurs Philippe Falardeau so authentisch und bewegend machen. Entscheidend ist aber die Tatsache, dass der Film nicht eine Sekunde lang beschönigt, mit dem Finger zeigt oder Partei ergreift. Unterschiedliche Auffassungen von richtig und falsch werden als das dargestellt, was sie sind, nämlich unterschiedliche Auffassungen. Und die beteiligten Menschen werden – auch wenn der Film dabei zwangsläufig doch eher an der Oberfläche bleibt – ohne Schwarz-Weiß-Malerei mit all ihren Stärken und Schwächen porträtiert und weder als Opfer noch als Helden in irgendeiner Form stilisiert.
Das große Portrait von Reese Witherspoon auf dem Cover mag den Verkauf ankurbeln – gerechtfertigt ist es nicht. Witherspoon trägt mit ihrer sehr menschlichen, authentischen Performance zwar maßgeblich zum stimmigen Gesamtergebnis des Films bei, spielt aber eben doch nur eine Nebenrolle. Im Vordergrund müsste aber eigentlich Arnold Oceng alias Mamere stehen, dessen Geschichte The Good Lie vor allem anderen ist…
Katjas Filmwertung
Bewegend-authentisches Flüchtlingsdrama vor dem Hintergrund des sudanesischen Bürgerkriegs. Weniger romantisch, als das Cover vermuten lässt.
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Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Arnold Oceng, Corey Stoll, Emmanuel Jal, Ger Duany, Kuoth Wiel, Reese Witherspoon, Sarah Baker
Musik: Martin Leon
Produzent(en): Brian Grazer, Molly Smith, Karen Kehela Sherwood, Ron Howard, Thad Luckinbill, Trent Luckinbill