Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt
Atlantis – The Lost Empire
USA 2001
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 92 Min.
Studio: Walt Disney Pictures
Vertrieb: Buena Vista Home Entertainment
Filmzine-Review vom 11.06.2002
Washington D.C., Anfang des 20. Jahrhunderts. Der junge Sprachenforscher Milo Thatch (im Deutschen gesprochen von Stephan Kampwirth – im englischen Original von Michael J. Fox) arbeitet als Hausmeister in einem archäologischen Museum. Sein größter Traum ist es, die Entdeckungen seines verstorbenen Onkels zu vollenden: Er will die Geheimnisse um das verschollene Atlantis entschlüsseln und die Existenz des Mythos beweisen. Das zunächst aussichtslose Unterfangen nimmt eine überraschende Wende, als der finanzstarke Mr. Whitmore in das Geschehen eingreift. Plötzlich steht Milo vor dem Abenteuer seines Lebens – es beginnt eine gigantische Unterwasser-Expedition auf den Spuren der versunkenen Kultur.
Das Regisseur-Duo Gary Trousdale und Kirk Wise hatte die Zeichentrickverfilmung des berühmten Glöckners von Notre Dame gerade erfolgreich abgeschlossen, als die Idee entstand, im unmittelbaren Anschluss ein völlig neues Projekt mit der so homogenen und eingespielten Disney-Crew zu realisieren. Ein Abenteuerfilm im Stile eines klassischen Schatzkarten-Epos sollte es werden, soviel stand schnell fest – am besten irgendetwas zwischen Indiana Jones und Star Wars, den eigenen unvergessenen Kindheits- und Jugend-Idolen. Was also lag näher, als den Stoff eines der letzten großen Mysterien der Menschheit aufzuarbeiten, die Legende um die versunkene Inselstadt Atlantis?
Ich will es kaum vorwegnehmen, aber das Projekt Geheimnis der verlorenen Stadt ist den Machern gelungen und gehört zu den bemerkenswertesten Produkten der amerikanischen Trickfilmschmiede seit Jahrzehnten. Wie ansatzweise schon in den genre-verwandten Streifen Der Weg nach El Dorado oder Ein Königreich für ein Lama steht diesmal nicht ein musikpädagogisch wertvoller Blumen-Sing-Sang im Zentrum der Aufmerksamkeit und auch das obligatorische Liebespaar, das nur darauf wartet, sich in einer finalen Hochzeit endlich zu kriegen, rückt weit in den Hintergrund des Interesses – das Zielpublikum ist ein Disney-untypisches.
Fast scheint es, als hätten Trousdale, Wise & Co. ihr Werk dazu „missbraucht“, ihre ganz persönliche Vision eines fesselnden Abenteuerfilms zum Leben zu erwecken. Genau diesen mitreißenden Enthusiasmus, Spaß und eine knisternde Entdeckerstimmung à la Jules Verne versprüht Atlantis mit viel Liebe zum Detail gerade in der ersten Stunde. Dabei glänzt die Umsetzung nicht nur durch technisch beeindruckende, hochprofessionelle und vielfach geradezu atemberaubende Bilder, auch die abwechslungsreiche, extrem witzige und größtenteils kitschfreie Erzählweise kann weitgehend überzeugen. Allerdings hat die Story auch ihre Schwächen. Beispielsweise verwundert es schon sehr, wie selbstverständlich und achtlos in einem vermeintlichen Kinderfilm (laut FSK für Kids ab 6) mit allerlei militärischen Utensilien und Gerätschaften hantiert, getötet und gemetzelt wird. Schiebt man solche moralischen Bedenken jedoch beiseite und konzentriert das Augenmerk auf den Kern des Films: „Abenteuer & Unterhaltung“, bekommt selbst der anspruchsvolle Actionfan einiges geboten. Hier gibt es gestochen scharfe, farbenfrohe Animations-Finessen erster Güte, einbettet in eine einwandfreie Soundkulisse ausgefeilter Surround-Effekte, die den Betrachter tief in seinen Fernsehsessel drückt.
Dank der reichhaltigen Bonusmaterialien braucht man sich nach über 90 Minuten Film (für eine Trickproduktion schon ungewöhnlich lang) so schnell nicht mehr aus seiner gemütlichen Sitzposition erheben. Besonders interessant ist z.B. der sogenannte „Visuelle Kommentar“, der wie ein Audiokommentar funktioniert, zusätzlich aber noch über eingestreutes ergänzendes Filmmaterial verfügt. Einziges echtes Manko ist das für die Standard-Edition gewählte Fullscreen-Format (4:3) – wer Atlantis in voller Breite genießen will, muss daher auf die besser bestückte Special-Deluxe-Ausgabe zurückgreifen.
Mikes Filmwertung
Technisch brilliante Produktion mit hohem Lach- und Unterhaltungswert – allerdings nichts für jüngere Kids.
- Mr. Sloane - 25. Januar 2018
- Unsere Wildnis - 23. Dezember 2017
- Uncle – Die komplette Serie (3 DVDs) - 1. Dezember 2017
- Lommbock - 19. Oktober 2017
Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Claudia Christian, Cree Summer, James Garner, Michael J. Fox
Musik: Diane Warren, James Newton Howard
Produzent(en): Don Hahn