Fargo

© Concorde Home Entertainment

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Fargo

USA 1996

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 94 Min.

Studio: Working Title

Vertrieb: Concorde Home Entertainment

Filmzine-Review vom 21.07.2005

Autohändler Jerry Lundegaard (William H. Macy) braucht dringend Geld für eine größere Investition, von der er sich endlich finanzielle Unabhängigkeit erhofft. Er plant, seine Frau entführen zu lassen und das von seinem wohlhabenden Schwiegervater gezahlte Lösegeld zu kassieren. Doch er hat nicht mit der Unfähigkeit der von ihm engagierten Entführer Showalter und Grimsrud (Steve Buscemi und Peter Stormare) und der schlauen Polizistin Marge Gunderson (Frances McDormand) gerechnet…

‚Back to the roots‘ hieß es für die Brüder Ethan und Joel Coen und ihre skurrile Krimi-Komödie, denn nicht nur das Budget hielt sich nach dem weniger erfolgreichen Hudsucker in Grenzen, auch mit dem Schauplatz von Fargo in North Dakota kehrten die Filmemacher aus Minnesota zu ihren Wurzeln im Mittleren Westen zurück. Und damit legen sie auch direkt den Grundstein für den Erfolg ihres Independent-Meisterwerks: inmitten der ländlichen Szenerie kreieren sie herrlich einfältige und trotzdem oder gerade deswegen besonders menschliche und sympathische Charaktere. Dabei ist die Sprache das wohl wichtigste Stilmittel des Films. Der langsame Singsang des Dialekts und das ständige „Yah? Yah! Oh yah!“ oder nichtssagende Floskeln werden zum Running Gag und tragen erheblich zur Situationskomik bei. Im Gegensatz zu dieser eigenwilligen Idylle steht eine geradezu groteske und deshalb natürlich nicht ganz ernst zu nehmende Gewalttätigkeit (ganze 7 Leichen kann man zählen), die in anderen Ländern eine Jugendfreigabe des Films verhindert hat. Es gibt zahllose absurde und urkomische Momente und Szenen, die den einzigartigen Humor der Coen-Brüder widerspiegeln; sei es die Zeugenaussage der beiden minderbemittelten Prostituierten zu den Entführern oder das unangenehme Gespräch von Marge mit einem ehemaligen High School-Verehrer. Herrlich anzusehen ist auch der gesamte Ablauf der Entführung, bei der Ehefrau Jean die maskierten Täter schon längst auf der Veranda entdeckt hat, weil diese erstmal in aller Ruhe durchs Fenster schauen, bis sie schließlich panisch ins Bad flüchtet und im Duschvorhang verheddert wie ein kopfloses Huhn durchs Haus stolpert. Dazu kommen die durchweg herausragenden Leistungen aller Darsteller, selbst die kleinsten Nebenrollen sind einfach brillant besetzt: Kristin Rudrüd als Entführungsopfer Jean ist zwar nur in wenigen Szenen präsent, nichtsdestotrotz ist ihr Charakter klar definiert und intensiv gespielt. Frances McDormand (Ehefrau von Joel Coen) bekam für ihre Rolle des hochschwangeren, pfiffigen Sheriffs 1996 verdientermaßen den Oscar, aber auch der ebenfalls nominierte William H. Macy als bemitleidenswerter Loser, der angesichts der katastrophalen Entwicklung seines Plans vor Wut und Frustration regelrecht zu platzen scheint, steht ihr in nichts nach.

Mussten Fans hierzulande bislang mit einer unsäglichen DVD ohne Original-Tonspur (Finger weg von der deutschen Synchro!) und mit verzerrtem Bildformat vorlieb nehmen, hat man sich jetzt eines Besseren besonnen und in einer Neuauflage diese beiden Mankos ausgebügelt. Im Vergleich zu diversen ausländischen Special Editions, die teilweise mit Audiokommentaren und Trivia-Tracks ausgestattet sind, fallen die Extras mit einer Gesamtlaufzeit von gerade mal 20 Minuten allerdings immer noch recht mager aus.

 

Ninas Filmwertung

Der beste Film der Coen-Brüder und ein Kult-Klassiker der 90er.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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