Sieben Minuten nach Mitternacht
A Monster Calls
GB 2016
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 108 Min.
Studio: Apaches Entertainment
Vertrieb: Studiocanal
Filmzine-Review vom 23.10.2017
Die Mutter des 11-jährigen Connor ist unheilbar krank. Eine Therapie nach der anderen scheitert und jede Hoffnung schwindet. Da Connor diese Situation weder ertragen noch verarbeiten kann, flüchtet er sich in eine Fantasiewelt, in der ihn ein Baummonster immer um 00:07 besucht und ihm drei Geschichten erzählt, die ihm vermitteln, dass vieles im Leben oft anders ist als es scheint…
In seiner Verfilmung des Jungendbuchs Sieben Minuten nach Mitternacht verquickt J. A. Bayona eine düstere Fantasy-Geschichte mit einem Coming-of-Age- und Krebs-Drama. Dabei wird die dramatische Komponente von Anfang an dick aufgetragen, denn Connor hat nichts zu lachen: in der Schule wird er von Mitschülern tyrannisiert, sein Vater ist mit einer anderen Frau nach Amerika ausgewandert, seine Großmutter (Sigourney Weaver) ist eine strenge Kratzbürste und seine todkranke Mutter ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Seine Zeichnungen bieten Connor eine willkommen Ablenkung von der Realität und seinen Verlustängsten. Der Moment, in dem man Bayona das wenig subtile Tränendrüsengedrücke spätestens verzeiht, ist der Beginn der ersten Geschichte, die das Baummonster erzählt. Alle drei Fabeln sind zauberhaft und kunstvoll illustriert und bestechen durch einen außergewöhnlichen Look irgendwo zwischen Aquarell und Stop-Motion, der A Monster Calls (so der Originaltitel) zu etwas Besonderem macht. Der grollende Baumriese wird dröhnend gesprochen von Liam Neeson und ist auf den ersten Blick wenig freundlich, sondern ein eher rabiater Zeitgenosse, der geradezu dem Universum von Pans Labyrinth entsprungen zu sein scheint. Doch die Begegnungen lassen Connor von Mal zu Mal stärker werden, auch wenn für ihn die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit mitunter verschwimmen. Und so keimt bei aller Traurigkeit und Endgültigkeit der tragischen Situation auch so etwas wie ein Hoffnungsschimmer auf, der den dicken Stein, der einem bis zum Ende auf der Brust lastet, vielleicht ein klein wenig leichter macht.
Das Sounddesign kann sich hören lassen: wenn der Baum zum Leben erwacht, rumst und kracht es auf sämtlichen Kanälen ohrenbetäubend. Natürlich werden auch die Effekte und die Animation in den Extras gebührend beleuchtet. Zusammen mit Romanautor Patick Ness spricht Regisseur Bayona einen Audiokommentar, Ness kommt zudem auch in den Featurettes zu Wort und erläutert die Universalität seiner Geschichte, deren Sujet der Verlustangst wohl für jeden zugänglich und nachvollziehbar sein dürfte.
Ninas Filmwertung
Fantasievoll erzählte, visuell bemerkenswerte, aber auch tieftraurige Geschichte über die Trauerbewältigung eines kleinen Jungen.
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Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Felicity Jones, Lewis MacDougall, Liam Neeson, Sigourney Weaver, Toby Kebbell
Musik: Fernando Velázquez
Produzent(en): Belén Atienza