Cobain: Montage of Heck
USA 2015
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 132 Min.
Studio: HBO Documentary Films, Primary Wave Entertainment, Public Road Productions
Vertrieb: Universal Pictures Home Entertainment
Filmzine-Review vom 14.07.2015
„Montage of Heck“ war der Name einer Sound-Collage, die Kurt Cobain Ende der 80er Jahre mit einem 4-Track-Kassettenrekorder aufgenommen hat. Und ist jetzt der Titel einer Doku, die unter die Haut geht. Bisweilen zu sehr. Es stimmt wohl: Was Brett Morgen für die ultimative Cobain-Doku zusammengetragen hat (er hatte freien Zugriff auf einen Storage Room voll mit Kurts Hinterlassenschaften), ist beeindruckend. Kurt als Kleinkind, Kurt als Vater, Kurts Geburtstag, Kurts Karriere, Kurts Eltern, Kurts Freundinnen. Man hat fast den Eindruck, in Kurts Kopf schauen zu können.
Interviews, private Filmaufnahmen, zeichnerisch illustrierte Tondokumente und zum Leben erweckte Notizbücher stellt Morgen zu einem Portrait zusammen, das intimer kaum sein könnte. Und genau das ist das Problem. Denn so spannend der Blick hinter die Kulissen auch sein mag, er ist auch extrem beklemmend. Und das nicht nur, weil die seelischen Abgründe, die sich in Kurts Leben auftun – schon lange vor dem überwältigend-überfordernden Erfolg übrigens – einen kaum kalt lassen können. Sondern vor allem auch, weil man immer wieder das Gefühl bekommt, dass einen all das eigentlich überhaupt nichts angeht. Weder der süße kleine Kurt an seinem 2. Geburtstag noch der angeschlagene Musiker halbnackt beim Zähneputzen, noch der verliebte Rockstar beim Knutschen mit Courtney.
Und so bleibt nach 132 Minuten Cobain: Montage of Heck zwar ein tiefes Verständnis für eine gequälte Künstlerseele – aber auch ein schaler Beigeschmack und die Frage, ob ein solcher posthumer Seelenstriptease wirklich nötig war. Dass Courtney Love die Privataufnahmen freigegeben hat, verpasst der Doku das Adjektiv „autorisiert“. Ob Kurt sie autorisiert hätte, ist aber nochmal eine ganz andere Frage… Seine Bandkollegen von Nirvana scheinen dem Projekt zumindest skeptisch gegenübergestanden zu haben. Kris Novoselic gibt sich in den kurzen Interviewschnipseln eher zurückhaltend und wortkarg, Dave Grohl taucht gar nicht auf. Sie werden wissen, warum.
Katjas Filmwertung
Posthumer Seelenstriptease eines Ausnahmekünstlers. Außergewöhnlich, intim und in vielerlei Hinsicht verstörend.
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Leserwertung
Trailer
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