© Bildmaterial LEONINE

Faking Hitler

© LEONINE

Faking Hitler

D 2021

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 281 Min.

Vertrieb: LEONINE

Filmzine-Review vom 15.12.2022

Einst war Investigativ-Journalist Gerd Heidemann (Lars Eidinger) das Aushängeschild des Stern. Seine letzte große Story liegt nun schon ein paar Jahre zurück und er braucht dringend einen neuen Knüller. Durch sein Privatinteresse für Kriegsdevotionalien gerät er an den Kunsthändler (und -fälscher) Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu), der ein Tagebuch von Adolf Hitler in seinem Besitz hat – und er kann sogar noch mehr besorgen! Heidemann wittert den ganz großen Coup, denn die geheimen Tagebücher zeigen den Führer von einer bisher ungekannten Seite. Muss die Geschichte neu geschrieben werden?

Die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher im Stern 1983 war einer der größten Medienskandale der deutschen Geschichte. Rund 9 Millionen D-Mark blätterte das Nachrichtenmagazin für insgesamt 62 Tagebücher hin – allesamt erstunken und erlogen von dem schwäbischen Kunstfälscher Konrad Kujau. Kurz darauf gab das BKA seine Untersuchungsergebnisse bekannt: Es wurden optische Aufheller im Papier sowie Farbstoffe in den roten Siegelkordeln nachgewiesen, die erst in den 1950er Jahren, also nach dem Krieg, entwickelt worden waren. Die Vorgeschichte der Veröffentlichung zeichnet der 6-Teiler Faking Hitler auf überaus unterhaltsame Weise nach. Im Mittelpunkt steht dabei die Beziehung zwischen dem Journalisten und dem Kunstgauner, die schon fast freundschaftliche Züge annimmt (Heidemann gibt sich hier etwas naiv, während Kujau durchaus berechnend agiert). Moritz Bleibtreu ist in Bestform und schwäbelt sich als schwindelndes Schlitzohr gekonnt durch eine Lüge nach der nächsten, beruflich wie privat, denn Kujau muss neben den stressigen Fälschungen nicht nur seine Frau, sondern auch seine Geliebte bei Laune halten. Lars Eidinger ist es gewohnt, exzentrische Typen zu spielen, und verkörpert auch den Reporter, der vor lauter Ruhmfantasien Scheuklappen aufhat, mit einer gewissen Manie. Etwas schwächer fällt der Erzählstrang um die fiktive Nachwuchsjournalistin Elisabeth Stöckel aus – nicht nur, weil die Geschichte um die SS-Vergangenheit ihres Vaters arg konstruiert wirkt und der aktuelle Blick auf die damalige Männerwelt der Redaktion mit blöden „Die hat wohl ihre Tage“-Sprüchen etwas bemüht daherkommt, sondern auch weil Sinje Irslinger der Rolle nur bedingt gewachsen ist.

Ein kleines Sammelsurium an ultrakurzen Extras bietet Einblick in den Podcast, auf dem die Serie basiert, schlägt eine Brücke zum aktuellen Fake-News-Dilemma und lässt alle drei Hauptdarsteller zu Wort kommen.

 

DVD Extras:

    • Interviews mit den Darstellern (4 min)
    • Making of (4 min)
    • Wie konnte das passieren? (3 min)
    • Fake News (2 min)
    • Die Story hinter der Story (4 min)
    • Trailer zu 4 weiteren Titeln

 

Ninas Filmwertung

Der Medienskandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher gekonnt und überaus unterhaltsam in einen absolut sehenswerten 6-Teiler verpackt.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

Alle Reviews anschauen

Leserwertung

Eure Leserwertung:

Trailer

Dieses Video ansehen auf YouTube.
Klick auf das Video-Vorschaubild stellt eine Verbindung zu YouTube her und setzt YouTube-Cookies auf Deinem Rechner. (Weitere Datenschutzinfos.)

Cast & Crew

Share This Post On

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert