Der Vater meiner besten Freundin

Der Vater meiner besten Freundin | © universum film

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Der Vater meiner besten Freundin

Un moment d’égarement

Frankreich/Belgien 2015

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 106 Min.

Studio: La Petite Reine | Orange Studio | France 2 Cinéma | VOO | BE TV

Vertrieb: universum film

Filmzine-Review vom 16.03.2016

Laurent (Vincent Cassel) und Antoine (François Cluzet) machen gemeinsam mit ihren fast erwachsenen Töchtern Urlaub auf Korsika. Wie es sich für ihr Alter gehört, begeistern sich die Teenie-Töchter weniger für Landschaft und Aussicht, und noch weniger für das abgelegene und ziemlich schrabbelige Ferienhaus ohne vernünftigen Mobilfunk-Empfang, sondern eher für die ausschweifenden Sommerpartys am Strand. Doch während Laurents Tochter Marie (Alice Isaaz) sich mit der männlichen Dorfjugend amüsiert, fühlt sich Antoines Tochter Louna (Lola Le Lann) immer mehr zu Laurent hingezogen.

Der Vater meiner besten Freundin ist eine moderne Neuinterpretation des Klassikers Ein Moment der Verwirrung von Claude Berri aus dem Jahr 1977. Berris Sohn Thomas Langmann hat diese Neuverfilmung angestoßen, die dabei aber ganz eigene Wege geht. Schauspielerisch liefern sich vor allem Vincent Cassel und François Cluzet ein grandioses Duell der Gefühle. Da wird geseufzt und gebrüllt, was das Zeug hält, und gerade wenn man meint, Vincent Cassel hätte jetzt das Äußerste aus der emotionalen Trickkiste herausgeholt, setzt François Cluzet noch einen drauf.

Dass die Mädels dabei eher außen vor bleiben, liegt wohl weniger an deren Schauspieltalent als vielmehr an der Tatsache, dass die Regie die Rollen und Sympathien hier sehr klar verteilt hat. Und darin liegt auch schon der größte Unterschied zum Original und gleichzeitig das größte Problem des Films: Anstelle einer ungewöhnlichen, gesellschaftlich geächteten, „verbotenen“ Liebesgeschichte, wie sie Berri in den 70er Jahren sehr mutig erzählte, scheint Der Vater meiner besten Freundin jeden Verdacht auf moralisches Fehlverhalten von vorne herein abblocken zu wollen. Laurent verhält sich deshalb nach einem (sehr) kurzen schwachen Moment so korrekt und gentleman-like, wie man es sich überhaupt nur vorstellen kann. Was allerdings den schwarzen Peter komplett Louna zuschiebt, die wie eine rücksichts- und gedankenlose Lolita portraitiert wird, die den armen Laurent regelrecht belästigt. Dieser extrem einseitige und übervorsichtige Blick lässt die Teenies alle beide eher schlecht davonkommen, während ihre Väter die moralischen Helden spielen dürfen.

Besonders irritierend ist die Tatsache, dass die männlichen (!) Hauptdarsteller im Interview betonen, genau darauf allesamt geachtet zu haben: Auf die heute so wichtige „Political Correctness“ und darauf, dass die Story nicht auf Kosten der Frauen erzählt wird. Man fragt sich, welchen Film die beiden gesehen gedreht haben, denn das genaue Gegenteil haben sie damit erreicht.

Um mit etwas Positivem zu schließen: Die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön und zeigen mal wieder, dass Korsika immer eine Reise wert ist. Aber ein Reisebericht wollte Un moment d’égarement (im Französischen derselbe Titel wie 1977) eigentlich nicht sein…

 

Katjas Filmwertung

Was früher mal die Geschichte einer verbotenen Liebe war, ist heute ein merkwürdig verdrehtes Drama über Freundschaft, Loyalität und (ja, auch) Liebe. Immerhin mit zwei Hauptdarstellern, die sich wunderbar streiten können.

Katja

Katja

Originalton-Verfechterin, Fantasy- und Serien-Fan. Schaut gerne spanische und französische Filme, um den Kopf ein-, sowie auch mal Bollywood und gute RomComs, um ihn auszuschalten.

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